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Tag 5 - Nord-Ostsee-Kanal

Die Website www.faltboot.org gibt uns folgende Information: "Der Nord-Ostsee-Kanal (abgekürzt NOK, international Kiel-Canal, bis 1948 Kaiser-Wilhelm-Kanal) durchschneidet Schleswig-Holstein in Ost-West-Richtung und verbindet somit die Ostsee mit der Nordsee (über ein kleines Stück Elbe). Die Verbindung, die für Seeschiffe bis zu 235 m Länge passierbar ist, erspart eine Umfahrung Jütlands durch Skagerak und Kattegatt. Die Passage zwischen Ost- und Nordsee wird dadurch um ca. 450 km kürzer. Das Schiffsaufkommen ist so hoch, daß der Kanal als die meistbefahrene künstliche Wasserstraße für Seeschiffe weltweit gilt.

Der Bau des Kanals erfolgte durch das Deutsche Reich in den Jahren 1887 bis 1895. Schon damals wurde er so dimensioniert, daß auch Schlachtschiffe schnell (und unter Umgehung der Kanonen an der dänischen Küste) zwischen Ost- und Nordsee hin- und herverlegt werden konnten. Der Kanal zweigt dabei bei Brunsbüttel von der Unterelbe ab. Beim Bau wurden die Niederungen der Flüsse Holstenau und Eider genutzt, um möglichst wenig Höhe zu überwinden. Das östliche Ende erreicht die Ostsee in der Kieler Förde bei Kiel-Holtenau. An beiden Enden wurden Doppelschleusen gebaut, um den Kanal von Strömungen und sich ändernden Wasserständen durch Wind und Gezeiten zu schützen. Ansonsten liegt der Wasserspiegel auf Meereshöhe.

Schon bald wurde der Kanal zu klein, um die aktuellen Schlachtschiffe passieren zu lassen. Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal verbreitert und vertieft. Außerdem wurden in Kiel und in Brunsbüttel je zwei neue, deutlich größere Schleusen gebaut. Die alten Schleusen blieben bestehen und können parallel für kleinere Schiffe genutzt werden.

Seeschiffe werden durch ein Verkehrssicherungssystem durch den Kanal geführt. Für größere Schiffe besteht Lotsenpflicht. Da der Kanal an vielen Stellen zu schmal ist, damit sich große Schiffe begegnen können, gibt es spezielle Ausweichen. Signalanlagen stellen sicher, dass sich große Schiffe nur an diesen Stellen begegnen."

 

Die Elbe empfängt uns mit Regen und Nebel. Noch vor dem Frühstück erreichen wir Brunsbüttel, das westliche Ende des Nord- Ostsee-Kanals. Wir müssen auch nicht lange auf die Schleusung warten, und während wir frühstücken, beginnt auch schon die Passage. Das ist schon ein Erlebnis, mit so einem vergleichsweise großen Schiff zwischen Wiesen, Dörfern und Feldern durch die Landschaft zu fahren. Nach und nach wird auch das Wetter besser, die Wolken verziehen sich langsam und es wird ein richtig schöner Tag. Die Passage dauert fast den ganzen Tag, 17 Uhr erreichen wir die Schleuse in Kiel-Holtenau, die wir nach 30 Minuten in Richtung Kieler Förde verlassen. Vorbei am Ehrenmal für die U-Boot-Fahrer in Laboe steuern wir nun die Ostsee an.

Vormittags haben wir beide unsere Termine im Spa, wo wir eine wunderbare Ganzkörpermassage bekommen. Zum Mittag nehmen wir nur einen kleinen Happen, um dann unsere umkämpften Plätze vorn auf Deck 9 wieder zu belegen.

Hier lässt es sich gut aushalten, ab und an bringt jemand Getränke, nachmittags werden frisch gebackene Waffeln verteilt, kurzum: es könnte uns härter treffen.

Nachmittags besucht Dorit in der Ocean Academy einen Geologie-Workshop, der sehr interessant ist.

Stress gibt es erneut mit dem obligatorischen Cororna-Test, der für den Landgang in MV erforderlich ist. Die General Expedition Managerin ist irgendwie in jeder Hinsicht eine Fehlbesetzung. Meist hat sie keinen Plan, außerdem gibt sie auf berechtige Fragen der Gäste pampige Antworten. Beispielsweise wird sie gefragt, was es in Boltenhagen zu sehen gibt. Ja, wer schon mal dort war: da gibt es nicht viel zu sehen, ist eben ein Badeort. Ihre Antwort jedoch sinngemäß: das wisse sie nicht, schließlich geht sie nicht an Land. Auch ihre linke Hand ist irgendwie neben der Spur. Immer, wenn man das Schiff verlässt, muss man sich per Bordkarte am Kartenleser auschecken. Wenn man zurück kommt, das Ganze in umgekehrter Reihenfolge. Jedes Mal, wenn wir das Schiff verlassen, erklärt sie uns dabei, wie man selbst den Prozess des Check-In machen kann. Man soll also seine Karte vor den Leser halten und selbst kontrollieren, ob man dann auf dem Monitor sein eigenes Konterfei sieht. Immer mit der Begründung, dass hier nicht immer jemand von der Besatzung steht. Das ist im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit, den Zugang zum Schiff unüberwacht zu lassen und so ist es auch. Meist ist es ein Matrose vom Tender, der sich darum kümmert. Sie scheint keine Kontrolle über ihr Personal zu haben. Dabei sind alle auf der unteren Ebene Beschäftigten durch die Bank ausgesprochen freundlich und zuvorkommend, nur bei der mittleren Ebene scheint es zu hapern. Aber auch hier ist es kein Grund für uns, sich darüber zu ärgern, wir nehmen es mit einem Lächeln.

Nachdem wir die Kieler Förde verlassen haben, gehen wir gemütlich ins Lido zum Essen. Mit unserem Lieblings-Kellner läuft es inzwischen richtig gut. Amith kommt aus Mauritius, hat in Frankreich und Großbritanien gearbeitet und sogar ein eigenes Restaurant gehabt. Aber wie das Leben so spielt, eine gescheiterte Beziehung und er versucht einen Neuanfang hier auf dem Schiff. Wir bekommen jeden Abend ungefragt ein Sorbet mit Champagner und ein kleines Sortiment feinste Pralinen zum Mitnehmen. Dies erzeugt teilweise bei den anderen Gästen fragende Blicke, uns freut es umso mehr.

Heute Abend war das Essen wieder besonders gut. Ich hatte Filet vom Iberico-Schwein, Dorit Garnelen, Fisch, Hühnchen und Linsenragout. Was hier im Buffetrestaurant auf die Back kommt, würde bei TUI im Bedienrestaurant angeboten werden. Und selbst hier mit der Improvisation, weil es ja eigentlich kein Buffet gibt, klatschen die Köche das Essen nicht einfach auf die Teller, sondern richten es auch optisch mit viel Liebe und Sorgfalt sehr einladend her. Wir werden es im Bewertungsbogen zu würdigen wissen.

Den Blick auf die von der Abendsonne beschienenen Ostsee genießen wir bei einem feinen Drink in der Observation Lounge. Auch hier kennt der Kellner nach drei Tagen unsere Vorlieben, das ist einfach sehr angenehm. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Susie (Samstag, 26 Juni 2021 00:41)

    Hochinteressant, so eine Schleuse. Auf den Bildern wirkt das Schiff recht groß für den Kanal. Irgendwie beeindruckend...