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Tag 10 - Hamburg, Rückreise

Als wir morgens vom Balkon schauen, haben wir bereits in Hamburg Altona festgemacht. Ein letztes ausgiebiges Frühstück, wir verabschieden uns von Amith, die letzten Sachen in den Rucksack und dann ist es schon 8.30 Uhr, unser Zeitfenster für das Verlassen des Schiffes. Das geht ziemlich schnell, woran es dann scheitert, sind fehlende Taxis. Noch so ein Punkt, wo die Organisation einfach schlecht ist. Die Verantwortlichen auf dem Schiff und in der Reederei wissen, dass kein Shuttlebus angeboten wird, da muss ich entsprechend für alternativen Abtransport sorgen. Und so warten wir eine halbe Stunde, bis wir endlich loskommen. Ist aber nicht schlimm, unser Zug fährt erst in 90 Minuten. So parken wir zumindest den großen Koffer zum Schnapperpreis von 6 € im Schließfach und schlendern in die Umgebung, noch einen Kaffee trinken. Als wir rechtzeitig zurück am Bahnhof sind, überrascht uns die Bahn mit der lapidaren Mitteilung, dass unser Zug nach Berlin heute ausfällt. Schaden am Triebfahrzeug (in Hamburg Altona starten pro Tag 63 ICEs, aber auf die Idee, an so einem wichtigen Standort einen Zug für genau solche Fälle in Reserve zu haben, kommt natürlich keiner). Reisende nach Berlin werden auf den nachfolgenden ICE verwiesen. Soweit keine schlechte Idee, blöd nur, dass wir den in den Augen der Bahn exotisch anmutenden Wunsch hegen, in Berlin umzusteigen. Der Anschluss ist natürlich nicht zu erreichen. Aber der Herr an der Auskunft druckt mir eine Alternative aus, wir sollen mit dem erwähnten ICE nicht nur bis Berlin, sondern bis Halle fahren und dort in den IC nach Dresden umsteigen. Gut, was bleibt uns übrig, sind wir eben eine Stunde später zu Hause. Wir gehen zum Gleis 8 und laufen nach vorn, wo laut dynamischer Anzeigetafel die Wagen der 1. Klasse stehen sollen. Kaum vorn angekommen, zeigt die Anzeige, wie dynamisch sie sein kann und teilt uns mit, dass die Wagen 1. Klasse nun doch (vielleicht) hinten sind. Jeder Gang macht schlank... Im Zug großes Bohei, weil nun die ganzen Reservierungen nicht mehr klappen. Egal, wir sitzen und so schnell trägt zumindest mich keiner weg.

Noch vor Berlin kommt der kleine Hunger und wir sprechen die Kaltmamsell, die ständig durch die Wagen wuselt an, ob wir was bestellen können. Geht natürlich nicht, da wegen Personalwechsel in Berlin die Kasse schon zu ist. Nach drei Minuten kommt sie zurück: "Ach so, wie haben ja genug Verspätung, da machen wir die Kasse später zu". Na bitte, so eine Verspätung kann auch was Gutes haben.

Dann nimmt das Unheil seinen Lauf: irgendwo zwischen Berlin und Bitterfeld ereilt unseren Oldtimer-ICE der ersten Generation der Wagenschaden, er kann nur noch mit 160 Sachen durch die schöne Landschaft sausen. Dadurch wächst die Verspätung noch mehr an. Die gute Nachricht: unser IC nach Dresden, den wir in Halle besteigen wollen, hat auch Verspätung. Was uns aber das Genick bricht, ist der Umstand, dass in Bitterfeld Main Station der Hochgeschwindigkeitsexpress auf Schäden untersucht werden muss. Und niemand weiß, wie lange das dauern wird. Das Zugpersonal schon gar nicht. Und da kommt der Punkt, wo es mistig wird. So etwas kann immer passieren, und die "Schaffner" können am wenigsten was dafür. Aber ich erwarte von den Pfandflaschengesichtern, dass sie sich um mein weiteres Fortkommen, sprich um unseren Anschluss bemühen. Und genau das passiert nicht, sondern es kommen richtig pampige Antworten. Und sosehr wir bei unseren vergangenen Reisen die Bahn gelobt haben, weil es eigentlich keinen Grund zur Beanstandung gab, so sehr reißen die drei Nasen hier alles rein. Schlechte Erfahrungen bleiben bekanntlich länger haften.

Schlussendlich sitzen wir in Halle fast eine Stunde sinnlos rum, dann kommen wir bis Leipzig, wo wir nochmals umsteigen müssen und am Ende mit mehr als zwei Stunden Verspätung in Dresden ankommen. Zum Glück kann man seit Kurzem online den Antrag auf Entschädigung stellen, das werden wir am Wochenende gleich mal ausprobieren.

 

Fazit der Reise: Insgesamt ein sehr schöner Urlaub mit vielen neuen Eindrücken. Eine Kreuzfahrt, die etwas ungewöhnlich war, wer fährt schon mit dem Kreuzfahrtschiff nach Binz oder Boltenhagen. Aber was ist in diesen Zeiten schon normal, alle freuen sich, dass überhaupt wieder gefahren wird. Ein wunderschönes Schiff mit einer Top-motivierten Mannschaft, die Service und Gästewohl an erster Stelle sehen (über die zwei Ausreißer sehen wir hinweg, die trüben den Rest nicht wirklich). Vom Niveau deutlich vor MeinSchiff, was aber bei der Preisdifferenz auch erwartbar ist. Und das restliche Publikum kann man sich weder bei der einen, noch bei der anderen Reederei aussuchen ;-)

Habt Dank für eure Kommentare und dass ihr euch die Zeit zum lesen genommen habt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Susie (Samstag, 26 Juni 2021 01:06)

    Danke, dass Ihr Eure Eindrücke mit uns geteilt habt. Hut ab, jeden Tag so einen Text zu verfassen. Ich hoffe, Ihr hattet eine erholsame Reise und eine wunderschöne Zeit. So schnell sie auch vorbei war, so lange bleibt sie Euch hoffentlich in Erinnerung!

  • #2

    Dietmar (Samstag, 26 Juni 2021 12:56)

    Da möchte ich Euch auch mal für die Mühen danken, die Ihr tagtäglich für Wort und Bild aufgebracht habt, absolut lesens- und sehenswert. Ich denke Ihr hattet trotz kleiner Unannehmlichkeiten viel Spass im Urlaub. Zwischenzeitlich gab es ja eine kleine Erinnerung an meine jährlichen Ostseeurlaube in Binz oder Göhren, Dank dafür. Dann bis zum nächsten Mal.