Tag 2 - Seetag

Das Auslaufen gestern Abend verzögerte sich um eine Stunde, da tatsächlich kurz vor 23 Uhr noch ein Taxi mit den letzten, streikgeschädigten Passagieren auf die Pier gerauscht kam. Wir genießen unsere Abfahrt auf Deck 17 bei einem Glas Sekt. Das Wetter ist angenehm, zwar etwas windig, aber nicht kalt. Drei lange Stöße aus dem Schiffstyphon und die Auslaufmelodie dürfen aber erst gegeben werden, wenn das Schiff aus dem Hafen raus ist. Wir verziehen uns direkt nach dem Auslaufen Richtung Kabine, aber die Auslaufmelodie wird auch auf allen Innenlautsprechern in voller Lautstärke abgespielt. Das finden wir unschön, wer der Zeremonie beiwohnen möchte, macht das draußen auf dem Deck, und wer das nicht will, der bleibt auf der Kabine, eben weil er keine Teilhabe an dem Rummel möchte, kann sich dem aber nun nicht entziehen. Auf jeden Fall können wir tatsächlich gut einschlafen, das leichte Geschaukel des Schiffes trägt seinen Teil dazu bei. Doch schon nach ca. einer Stunde beginnt eine Wandverkleidung über meinem Kopfende sehr laut zu knarren. Ich sag mal so: wenn sich das Schiff bewegt, darf es Geräusche machen. Aber so laute Geräusche von einer Stelle bei fast keinem Seegang spricht nicht für hervorragende Qualität.

Auf dem Weg zum Frühstück treffen wir eine Dame mittleren Alters im Aufzug. Sie möchte wissen, ob wir auch den fürchterlichen Seegang gespürt hätten. Bei ihr sei es besonders schlimm gewesen, denn sie hat ihre Kabine ganz vorn am Heck. Na dann, gute Reise.

Heute stehen wir zu einer deutlich angenehmeren Zeit auf und tasten uns ans Frühstück heran. In bewährter Weise tun wir das im Harbour-Market (in der X-Lounge wollen sie uns ja nicht mehr haben). Es ist verhältnismäßig wenig los, aber klar, viele schlafen heute nach der Anreise aus und es ist ja auch Seetag. Dennoch bekommt der Harbour-Market die volle Punktzahl von uns. Er ist sehr groß und bietet viele Plätze, aber vor allem ist zwischen den Buffets viel mehr Platz und man muss nicht ständig mit seinem vollen Teller jonglieren, um nicht mit anderen Gästen zusammen zu stoßen. Und es gibt wesentlich mehr Buffets, als auf den alten Schiffen. Zwar wiederholt sich das Angebotene irgendwann, aber dadurch, dass es so viele Stationen gibt, wird der Andrang perfekt entzerrt. Das war ja eine unserer Befürchtungen, dass es hier noch voller werden würde, aber es ist im Grunde das Gegenteil eingetreten. Auch ist die Einrichtung mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht, was das Design angeht. Man muss sich nur mal die Zeit nehmen und zwischen zwei Tellern mal in Ruhe die Blicke schweifen lassen. Alles passt perfekt zusammen und nichts ist dem Zufall überlassen. Und man muss sagen, dass das Essen für ein Buffetrestaurant wirklich hervorragend ist. Das war es auch gestern Abend schon und auch dafür vergeben wir die volle Punktzahl, für Vielfalt, Geschmack und Frische, alles absolut top. Das haben wir auch schon ganz anders erlebt.

Nunmehr frisch gestärkt kommen wir so langsam zu unserem heutigen Highlight: unsere Spa-Behandlung. Dazu begibt man sich bereits im Bademantel zum Spa. Im Vorgriff darauf haben wir gestern bereits zwei Bademäntel in unseren Größen anliefern lassen, denn mit Größe S können wir nix mehr anfangen. Das hat auch gut geklappt, aber der Teufel steckt mal wieder im Detail: in meinem XXL-Bademantel steckt nur ein Gürtel für einen Bademantel Größe XS, und der reicht beim besten Willen nicht, um meinen zarten Körper im Bereich der gedachten Taille in Gänze zu umschlingen. Aber kein Problem, wir tauschen untereinander die Gürtel und mit flachem atmen erreiche ich den Spa. Wir gönnen uns eine Aroma-Öl-Massage. Auch hier ist im Spa alles vom Feinsten, viele kleine Details, Farben und Formen passen einfach. Beispielsweise steht im Warteraum des Spa ein Samowar, wo man sich einen frischen Tee brühen kann. Die Wand dahinter trägt einen blauen Fliesenspiegel, auf dem nach oben hin über dem Samowar der Wasserdampf stilisiert wird. Das sieht Klasse aus und die besondere Herausforderung war sicher, den Fliesenleger zu instruieren, nicht die Fliesen mit den Wölkchen gleich unten hin zu klatschen, nur weil die im Karton vielleicht ganz oben gelegen haben. Gute Idee, gut umgesetzt. Die Massage selbst ordnet sich auf der Skala unserer bisherigen Spa-Besuche unter den Top 3 ein. Richtig gut, entspannend und wohltuend zugleich.

Nunmehr gut eingeölt heißt es, sich in aller Ruhe dem Müßiggang hinzugeben. Ich streife ein wenig übers Schiff um die Orientierung zu festigen und Fotos zu schießen, Dorit liegt in einer sehr bequemen Sessel oberhalb vom kleinen Pool und beobachtet das Treiben. Malus: selbst in den Bereichen des Schiffes, die abseits gelegen und sozusagen als Ruhebereich vorgesehen sind, wird man ungefragt mit Musik beschallt. Das ist einfach nicht schön.

Schließlich ist es Zeit, wieder feste Nahrung zu sich zu nehmen und das tun wir im Harbour-Market. Auch Mittags weiß die Küche voll und ganz zu überzeugen. Und dann kommt es, wie es kommen muss: das Suppenkoma ergreift von uns Besitz. Zunächst liegen wir auf Deck 18 faul rum, bis uns leichter Regen von vertreibt. So verziehen wir uns ins Trockene und überbrücken dösend die Zeit bis zu Kaffee und Kuchen. Und tatsächlich reicht man uns wie im Vorgriff auf unsere Wien-Reise eine feine Sachertorte, die sich nicht verstecken muss. Nach dem Kaffee ziehen wir noch übers Schiff und machen uns einen durchaus umfangreichen Eindruck von unserer schwimmenden Herberge. Ich werde in der nächsten Zeit hier mal eine Liste anfangen, was wir besonders schön finden und was uns nicht so gut gefällt.

Zum Abendessen sieht man uns in den Harbour-Market einziehen, wo wir auch jetzt wieder begeistert von der Vielfalt und der Qualität des Buffets sind. So lassen wir uns es richtig gut schmecken und freuen uns an dem leckeren Essen. Und ja, selber Bier zapfen macht immer noch Spaß.

Zum Tagesausklang verholen wir uns in bewährter Weise in die Mein Schiff Bar, wo uns Yvonne und Steffen aus dem schönen Harz angenehme Gesellschaft leisten. Die Bekanntschaft der Beiden hatten wir schon am Flughafen in Berlin gemacht und seit dem laufen wir uns immer wieder mal über den Weg, und so verbringen wir einen sehr angenehmen Abend zusammen. Es ist eben doch immer wieder schön. solche Bekanntschaften auf diesen Reisen zu machen.

Anmerkung des Tages: der Internetzugang hier ist mittelalterlich und eine Katastrophe. Also nicht die Geschwindigkeit, sondern die Anmeldeprozedur.

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Kommentare: 3
  • #1

    Hatschis (Dienstag, 11 März 2025 07:22)

    Guten Morgen ihr Lieben, ihr konntet euch ja schön von der stressigen Anreise erholen. Tolle Fotos( nix anderes haben wir erwartet) und ausführlicher Bericht, der uns neidisch werden lässt. Was ich so bissel fremdartig finde , sind die Fusselfaultiere von der Decke hängend. Da finde ich den Reisetester Bärli doch viel niedlicher und ihm scheint es ja auch großen Spaß zu machen. Also einen schönen Tag heute und wir freuen uns auf den nächsten Lesestoff. Tschüssi

  • #2

    Anne (Dienstag, 11 März 2025 20:52)

    Bin ich doof, habe gerade gesehen, dass es Faultierlampen sind. Ganzen Tag dafür gebraucht.:)

  • #3

    Toralf (Mittwoch, 12 März 2025 10:14)

    Hallo Ihr Beiden
    super schöne Fotos, da bekommt man echt Lust, auch mal so etwas zu machen. Ich wünsche euch weiterhin viel Spass und entspannte, erholsame Tage auf eurer Fahrt