Mittwoch, 28.02.2018
Wikipedia verrät: "Lanzarote ist eine Insel im Atlantischen Ozean. Sie ist die viertgrößte der Kanarischen Inseln und nur etwa halb so groß wie ihr Nachbar Fuerteventura. Sie liegt 1000 km entfernt vom spanischen Mutterland, zur afrikanischen Küste sind es aber nur etwa 125 km. Benannt wurde sie nach Lancelotto Malocello, der als (Wieder-) Entdecker der Kanaren gilt. Der altkanarische Name der Insel war Titerrogatra oder die roten Berge, er bezieht sich auf den Vulkanismus, der die Insel mehr geprägt hat als alle anderen Kanaren. Eine weitere Besonderheit ist der Einfluss des einheimischen Künstlers César Manrique, der auf seiner Heimatinsel wirkte und sich vehement für Natur- und Landschaftsschutz einsetzte - und so wurde die Insel erst recht touristisch interessant. Immerhin gilt sie bereits seit 1993 als Biosphärenreservat."
So, seit heute Nacht machen wir richtige Seefahrt. Windstärke 8, in Böen 9, Wellen 5 m. Da merkt man wenigstens, dass man auf einem Schiff ist. Unter diesen Umständen wird auch die Kabine
mitteilsam. Offenbar geht es ihr nicht gut, sie stöhnt und knarrt etwas :-) Auf dem Flur hängen zur Selbstbedienung die Kotztüten. Im Pool herrscht ordentliche Brandung und der Kahn ist von oben
bis unten mit der salzigen Gischt eingesaut. Da gibts gut zu tun für die Putzkolonne, wenn wir zwei Tage in Teneriffa liegen. Der Herr Kapitän Greulich steht auf Deck 12 und ist ob des aus dem
Pool schwappenden Wassers ganz aus dem Häuschen.
Verschiedene Verrichtungen werden etwas anspruchsvoller, die Hand-Mund Koordination klappt noch, also Essen und trinken funktionieren. Blöd ist nur, wenn man sich auf dem Keramikmöbel
niederlassen will und just in diesem Moment gehts in ein Wellental. Naja, sind ja überall Griffe.
Für heute haben wir das „Zeitlos-Paket“ gebucht. Damit kann man den ganzen Tag in der Cafe Lounge herumlungern, alle möglichen exotischen Kaffeespezialitäten und andere Leckereien in sich
hineinstopfen, schließlich sind wir ja völlig ausgehungert. Aber ganz ehrlich, lange währt die Freude nicht, denn die Cafe Lounge ist ganz hinten auf Deck 4 mit Blick auf die Hecksee, also
zumindest zeitweise, denn wenn dass Schiffchen den Hintern hebt, ist von der Hecksee nicht mehr viel zu sehen. Ganz vorn und ganz hinten ist die Amplitude naturgemäß am größten. Also verziehen
wir uns noch vor dem Mittag auf die Kabine, das Pooldeck ist auch nicht sehr einladend. Es ist zwar nicht sehr kalt, wir haben 20°C, aber es ist bewölkt, stürmisch und die Luft fühlt sich an wie
in der Saline.
Jetzt kommt das Bemerkenswerte: wir verschlafen das Mittagessen! Zum einen sind wir müde, zum anderen setzt uns das Geschaukel doch etwas zu. Mittags erreicht das stürmische Wetter seinen
Höhepunkt und damit auch die Schiffsbewegung. Nachmittags lässt es nach („nur“ 7 Bft) und pünktlich zur Kaffeezeit sieht man uns im Anckelmanns Zitronenkuchen und leckere Canapés
verspachteln.
Vorher geht Dorit noch zum Friseur, denn Haare waschen in unserer beweglichen Nasszelle wäre eine echte Herausforderung. Beim Frisör (das ist offenbar auch auf Kreuzfahrtschiffen ein Hort der
Informationen) erfährt sie, dass es schon am Anreisetag einige Komplikationen gab. Nach uns landende Flugzeuge hatten weniger Glück: es waren alle Flughäfen der Kanaren dicht, einige sind zurück
nach Faro (Portugal) geflogen. Dort haben sie dann teilweise bis zu 4 Stunden im Flugzeug gesessen, aber weil nicht genügend Hotelzimmer zu organisieren waren, sind sie sogar zurück nach
Amsterdam geflogen. So gesehen hatten wir echt Glück. Denn ein Ersatzflug am nächsten Tag nach Gran Canaria hätte uns nichts genützt, wir hätten dann irgendwie nach Agadir kommen müssen.
An der Rezeption lassen wir uns noch ein paar Pillchen gegen die Koddrigkeit geben, im Bordshop sind wir erfolglos auf der Suche nach Ohrstöpseln, finden dafür aber einen bemerkenswert großen
Posten Vaseline.
Gegen 17 Uhr geht an Steuerbord Lanzarote durch, was unser eigentliches Ziel gewesen wäre. Etwas später passieren wir nun schon zum zweiten Mal die Meerenge von La Bocayna und morgen früh werden
wir dann in Santa Cruz de Teneriffe festmachen.
Nach der Passage der Meerenge von La Bocayna sind wir wieder auf dem offenen Atlantik, und wie uns vorhergesagt wurde, frischt der Wind wieder fröhlich mit 8 Bft auf, die Wellen werden auch höher
und das Schiffchen schüttelt sich wie ein junges Pferd. Da wir also so schon zu tun haben, uns auf den Beinen zu halten, müssen wir das nicht noch durch einen Barbesuch verschärfen, und so ziehen
wir uns nach dem Abendessen auf die Kabine zurück.
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AT&E (Freitag, 31 Dezember 2021 17:47)
Das hört sich ja ungemütlich an. Bei uns wäre wahrscheinlich die gesamte Crew damit beschäftigt, permanent neue Tüten nachzulegen… Hoffe ihr bekommt doch recht bald mal wieder festen Boden unter die Füße. Bis auf den Seegang läßt es sich aber ganz gut aushalten, gell?
FilmFan48 (Freitag, 31 Dezember 2021 17:47)
Es freut mich, dass Ihr die Situation so humorvoll nehmt (Happy eben). Ein genügend langer Barbesuch könnte die Schwingungen vielleicht kompensieren (geradlinige Fortbewegung).
Kleingedrucktes:
In manchen Fällen kommt es jedoch zur Amplitidenverdoppelung.
LG aus Macchu Picchu (keuch), Rudi