Heute bemühen wir wieder den Wecker, denn zeitiges Erscheinen ist irgendwie immer gut, ob nun beim Frühstück oder bei CICAR. Lecker Frühstück bei strahlender Sonne im Hafen von Santa Cruz de
Tenerife, so kann man den Tag beginnen. Dann geht es los, Auto bei CICAR holen funktioniert reibungslos, wir sind eben vor dem großen Tross da. Wir machen uns auf den Weg und möchten den
Nordwesten der Insel erkunden. Los geht es in San Juan de la Rambla, einem kleinen beschaulichen Dorf direkt an der Küste. Wir kaufen im Dorfladen ein paar einheimische Bananen, die werden
tatsächlich nicht exportiert und sind sau-lecker. Erfahrungsgemäß hat man danach keinen Bock mehr auf die komischen Dinger bei uns im Supermarkt.
Dann geht es weiter nach Icod de los Vinos, hier muss man die Tiefgarage nutzen, in der Stadt herrscht leichtes Verkehrschaos. Die Tiefgarage relativ neu, trotzdem klein und dunkel. Wir schauen
uns unter anderem den angeblich 1000-jährigen Drachenbaum an, interessanterweise ist der Stamm nicht aus Holz, sondern die äußere verfilzte Faserschicht umschließt einen Hohlraum. Der Drachenbaum
ist nämlich kein Baum, sondern ein Liliengewächs. Wieder was gelernt. Zurück in der Tiefgarage: wir stehen mit unserem Auto in der Ebene 4. Demzufolge steht die Ziffer 4 an jedem Betonträger.
Eine Frau neben uns zu ihrem Mann: „Die Lücken heißen ja alle vier, wie sollen wir denn da unser Auto wiederfinden?“ Wir haben unseres gefunden und reisen weiter nach Garachico. Das kleine
Städtchen liegt malerisch auf einer Landzunge. Im Zentrum gibt es viele historische Gebäude, wir werfen einen Blick in die Iglesia de Santa Ana, sehr hübsch und sehr beeindruckend, wieviel Prunk
die Kanaren ihren Kirchen spendieren. Aber klar, dafür war schon immer Geld da, nun profitieren wir davon, obwohl wir keine Kirchensteuer bezahlen. Auf dem Plaza de la Libertad gönnen wir uns
einen kleinen Snack und einen Kaffee und erleben unseren ersten so richtig unfreundlichen Spanier, er ist in der aus seiner Sicht unkomfortablen Lage, uns bedienen zu müssen. Immer, wenn jemand
aufsteht und die Stühle nicht ausrichtet, rennt er fluchend hin und ordnet es. Auch sonst muffelt er alle Leute nur an. Wir zahlen passend, darum hat er redlich gebettelt und lassen die Stühle
ungeordnet zurück (das mache ich sonst aus Prinzip nicht, aber hier fällt es mir nicht sonderlich schwer). Ich zähle bis drei und schon krakeelt es hinter uns los, spanisch können wir nicht, aber
hier verstehen wir jedes Wort und lachen schallend. Die Wette hätte ich gewonnen.
Für den Rückweg haben wir die Querung des Teide Nationalparkes von Südwest nach Nordost gewählt. Und heute haben wir mehr Glück mit dem Wetter, wir fahren durch den herrlichen Kiefernwald und die
schier endlosen Lavasteinfelder, die auf dieser Seite des Teide fast schwarz sind. An einem Rastplatz machen wir kurz halt und füttern ein Reptil mit kleinen Apfelstücken, diese werden gierig
verschlungen. Weiter geht es Richtung Teide, an der Kreuzung, wo die TF 38 auf die TF 21 stößt, halten wir noch für ein kurzes Foto, genau an dieser Stelle haben wir vor 10 Jahren schon einmal
ein Foto gemacht. Es ist einfach unbeschreiblich, was diese Landschaft dort für einen Eindruck auf einen hinterlässt. Die Farben sind so intensiv, teilweise auch die absolute Stille, das kann man
schwer beschreiben, wer schon einmal dort gewesen ist, wird wissen, was ich meine. Unterbrochen von kurzen Fotostops geht es weiter Richtung La Laguna, wir machen noch einen kurzen Halt an der
Schwelle der Landebahn 30 am Flughafen Teneriffa Nord, eine hübsche Spotterlocation. Schließlich geht es zurück nach Santa Cruz, Auto abgeben, wieder an Bord gehen. Ich direkt auf die Kabine,
Dorit auf Toilette gleich am Eingang, danach ist sie so nett, mir von der TUI-Bar ein Becks mitzubringen. Der Barkeeper (Iwan, der Schreckliche - wir geben allen Leuten Spitznamen) ist aufrichtig
besorgt, wo ich bin und ob es mir gut geht.
19 Uhr laufen wir pünktlich in Richtung Fuerteventura aus. Anschließend schleppen wir uns zum Essen, irgendwie habe ich seit dem 25.02.2018 keinen richtigen Hunger mehr gehabt. Es schmeckt
natürlich trotzdem. Neben uns lässt sich ein schlanker Sechstonner nieder und es ist wirklich beängstigend, dieser Person beim Schlingen des Essens zu beobachten. Wir essen auch viel, gern und
eigentlich fast alles und übergewichtig sind wir auch. Aber was wir hier geboten bekommen, ist schon harter Stoff. Egal, nicht unser Problem.
Um an Bewährtem festzuhalten, überführen wir uns anschließend selbst in die TUI-Bar. Ich erwähnte bereits, dass man dort von mir aus für mich unerklärlichen Gründen ein falsches Bild hat, aber
sei es drum, mir kommt es zugute. Wir treffen wieder auf Paul und Anneliese aus Nordhorn und plaudern etwas. Wie eigentlich fast jeden Abend bekommen die Mädels und Jungs von der Bar von uns ein
Trinkgeld, was zu dem üblichen großen Geheul führt. Das haben sie sich redlich verdient und uns tut es nicht weh, Paul und Anneliese staunen und meinen, dafür hätten sie ja noch viel Zeit (sie
bleiben noch bis 18.03.2018 an Bord).
Wir gehen mit der nötigen Bettschwere ins Bett, auch heute war wieder ein Tag mit vielen schönen Eindrücken.
Ansonsten heute fürs Protokoll: Super 95 kostet hier 88 Cent und Rennradfahrer sind zum einen Dreckschweine und zum anderen richtig blöde Arschköppe, das kann ich Euch sagen.
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Anonymous (Freitag, 31 Dezember 2021 17:59)
Vielen, tausendfachen Dank. Für die interessanten Texte und wunderschönen, professionellen Fotos. Mein höchster Respekt. Um jeden einzelnen Tagesbericht zu verfassen, bräuchte ich vermutlich eine Woche. Und Olaf schreibt es in kurzer Zeit. Noch ein Joke am Rande. Zum Bild des Drachenbaums. Auf Lanzarote gibt es, oder gab es in den 1990-er Jahren, einen ähnlichen „Baum.“ Auf der Tour war auch mein ehemaliger Bio-Lehrer, Herr L. dabei. Seine Frau hatte ich mehr zufällig vorm „Baum“ abgeknipst. War IMHO schönes Foto. Im Reisebus wieder zurück gehe ich zur Familie L. und zeige das Foto und frage, ob ich es ihnen zuschicken soll. Herr L. schaut auf das Foto. Seine Antwort: „Een Drache steht vom Boam“