Tag 1 - Embarking

„Vorne oben zehn, hinten unten fünfzehn“

 

Die Nacht war so mittelmäßig erholsam, zumal uns kurz vor sechs das Bäckerauto weckt. Wir frühstücken im Hotel, gibt nix zu beanstanden. Wir checken aus und lassen unsere Koffer einschließen, denn wir wollen auf die Aussichtsplattform Sail City und anschließen noch ein wenig die Außenexponate des Deutschen Schifffahrtmuseums besichtigen. Kurz nach Öffnung bringt uns der Aufzug auf die Plattform in 86 m Höhe. Es ist zwar etwas diesig, aber wir haben dennoch eine recht gute Aussicht von hier und sehen auch schon unsere schwimmende Herberge für die kommenden acht Nächte. Für 4 € Eintritt kann man sich nun wirklich nicht beschweren, man hat einen schönen Blick auf die Stadt, den Hafen und die Wesermündung. Wir lassen uns von einem anderen Paar fotografieren, es stellt sich heraus, dass sie auch heute an Bord gehen werden. Vielleicht sieht man sich ja an der Tui-Bar.

Wieder unten angekommen, besichtigen wir den Hochsee-Bergungsschlepper SEEFALKE, ein kraftvoller und schneller Schlepper aus dem Jahr 1924. Für gerade einen Euro Eintritt kann man alles auf dem Schiff besichtigen, das meiste ist noch original erhalten, ein sehr schönes Exponat, was seinen regulären Dienst bis 1970 getan hat. Fahren möchte man auf dem Ding dann doch nicht, wenn man sich die Kajüten anschaut und auch in der Maschine wollte ich keinen Dienst tun, da muss es höllisch laut und heiß gewesen sein. Rein zu Anschauung steht in einer Ecke ein Ersatz-Zylinder für den Diesel festgelascht, denn möchte ich bei laufendem Betrieb auch nicht wirklich wechseln müssen.

Im Anschluss schauen wir uns noch das U-Boot Wilhelm Bauer an, exakt das U 2540, ein Boot der Klasse XXI, Baujahr 1944. Zum Kampfeinsatz kam es nicht mehr, vielleicht ganz gut so. Die Besichtigung eines solchen U-Bootes, wenngleich diese Klasse schon zu den relativ großen Booten gehört, ruft immer wieder starke Beklemmung hervor. Wenn man sich vorstellt, dass in dieser Röhre 58 Mann teilweise über Wochen oder Monate unter Wasser waren (Typ XXI hatte schon Schnorchel), und dabei oft in Todesangst gewesen sind, das möchte man sich gar nicht ausmalen...

Wieder an der frischen Luft holen wir unsere Koffer im Hotel ab und lassen uns per Taxi zum Kreuzfahrtterminal bringen. Wir hatte ja den Early Check In gebucht, dadurch dürfen wir schon vor 13 Uhr aufs Schiff. Wie sich herausstellt, war das eine gute Entscheidung, denn es ist überall noch herrlich leer und ruhig. Auch am Schalter brauchen wir gerade 5 Minuten, dann sind wir schon an Bord. Und so gehen wir als Erstes ins Gosch und lassen es uns schmecken. Den weiteren Nachmittag vertrödeln wir irgendwo in der Sonne bei Kaffee und Kuchen, Bitburger und Cocktails. Gegen 14 Uhr beziehen wir unsere Kabine, die Koffer sind auch schon da, was will man mehr. Gemessen an der Junior-Suite der vergangenen Reise kommt einem die Balkonkabine schon recht klein vor, aber hey, wir sind dort ja nur zum schlafen drin und werden es überleben.

Die obligatorische Seenotrettungsübung findet 18.15 Uhr statt. Bei der nächsten Reise wette ich einen mittleren vierstelligen Betrag, dass doch wieder nicht alle pünktlich auf der Musterstation erscheinen. Es ist und bleibt ein Mysterium, dass die Leute das nicht auf die Reihe bekommen.

Kurz darauf laufen wir pünktlich 19.00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein aus. Wir genießen die Atmosphäre und gehen anschließend ins Gosch zu Abend essen. Unsere Erwartungen werden erfüllt, was will man mehr. Vorn im Anckelmanns ist es ordentlich gefüllt. Mal sehen, wie sich das im weiteren Verlauf der Reise entwickelt.

Nach dem Essen begeben wir uns ganz entspannt an unseren Lieblingsort, ihr ahnt es bereits, die Tui Bar. Wir sitzen gemütlich an der Bar und schauen zu, wie zwei arme Teufel irgendwelche neuen Schläuche für einen Softdrink-Spender installieren. Die tun mir wirklich leid, müssen bei laufendem Betrieb unterflur arbeiten und haben noch nicht einmal eine vernünftige Handlampe dabei. Aber irgendwie gelingt es ihnen, nach zwei Stunden sprudelt irgendeine Flüssigkeit aus der gewünschten Öffnung. Was ein Glück, dass der Baileys aus der Flasche kommt. Nachdem wir uns die passende Bettschwere verpasst haben, gehen wir auf die Kabine, wo der Tag ein geruhsames Ende findet.

Steuerbord querab geht Helgoland durch. Da könnte man auch noch mal hin...

Der Wind pustet mit 60 kn von West, man merkt, dass man auf einem Wasserfahrzeug residiert.

 

PS: Irgendwie haben die Jungs vergessen, in Bremerhaven genug Internet mitzunehmen. Es funktioniert jedenfalls überhaupt nicht. Nicht, dass es nur langsam wäre, nein, es geht gar nichts. Das ist ziemlich traurig, schließlich war das Volumenpaket, was ich vorher gebucht hatte, nun auch nicht gerade ein Schnäppchen. Wahrscheinlich ist das Netz weit über seine Kapazität gebucht, mit den ganzen Social-Media-Tarifen die es neuerdings auch noch gibt. Die Nutzung der MeinSchiff-App ist an Bord ja grundsätzlich für jedermann frei, das frisst offenbar auch ordentlich Ressourcen. Das ist nicht mehr Premium, liebe Leute von TUI. Dann kann ich entweder nicht so viele Volumentarife verkaufen oder ich muss das WLAN an Bord entsprechend aufbohren. Den Leuten das Geld abknöpfen und dann keine Leistung bieten geht Richtung Abzocke.

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