Als ersten vielen Dank für Eure Kommentare und guten Wünsche, auf die spitze Bemerkung
zum Thema Sperrgepäck gehe ich mal nicht weiter ein.
Zu nachtschlafender Zeit klingelt unser Wecker und pünktlich 6.45 Uhr steht unser Sven-Shuttle vor der Tür. In einer standesgemäßen Limousine fahren wir am Hauptbahnhof vor, wir nehmen extra den ganz vorderen Eingang, damit wir zu unserem Wagen nicht so weit laufen müssen. Die Rechnung haben wir aber ohne die Bahn gemacht, denn die testet unsere Flexibilität dadurch, dass sie uns den Zug heute in umgekehrter Wagenreihung präsentiert. Dank unseres neuen Koffers mit 4x4-Antrieb ist das aber kein Problem für uns. Wie zu erwarten ist es in der ersten Klasse fast leer und wir reisen bequem bis Leipzig, wo wir das erste Mal umsteigen. Da folgt das Kapitel „Reisen wie in den 90ern“, denn die Bahn schickt uns einen Ersatzzug und das ist tatsächlich ein ICE der ersten Baureihe. Schade nur, dass es unsere reservierten Plätze in diesem Zug nicht gibt, ist aber kein Problem, auch hier ist nicht viel Publikum. Vor der letzten Etappe, die mit nochmaligem Umsteigen in Frankfurt einhergeht, nehmen wir im dortigen Hauptbahnhof ein Gourmet-Menü beim lokalen Fleischer-Imbiss zu uns. Frisch gestärkt bringt uns der nächste ICE nach Köln, leider ist man aber auch in der ersten Klasse nicht vor mitreisenden Arschlöchern gefeit.
Wir kommen absolut pünktlich an, in dieser Hinsicht kann man der Bahn keinen Vorwurf machen. Vom Bahnhof sind es weniger als 300 m bis zum Rheinufer, wo unsere schwimmende Herberge festgemacht hat. Und weil es so schön ist, fliege ich auf dem Weg dorthin gleich mal auf die Fresse, hole mir aber nur eine kleine Asphaltflechte. Natürlich falle ich auf das ohnehin schadhafte Knie, wäre ja auch blöd, wenn das gesunde auch noch einen Treffer bekäme.
Am Ufer angekommen nimmt uns sofort einer von der Crew in Empfang und weist uns den Weg zum Schiff. Nach kaum 5 Minuten sind wir schon in der Kabine. Wir werfen schnell unseren Ballast ab, denn 15 Uhr gibt es in der Lounge schon Kaffee und Kuchen. Also flinke Füße... Dort angekommen, macht sich dann doch etwas Ernüchterung breit, was das Alter der mitreisenden Passagiere angeht. Kurz und knapp: wir drücken den Durchschnitt merklich an. Und weil es so gut passt, spielt der Bordmusiker, als alle da sind, tatsächlich „Spiel mir das Lied vom Tod“ auf seinem synthetischen Flügel. Harter Stoff. Auch sonst ist die dargebotene Musik wirklich, wirklich nicht unser Ding, aber das stört uns ja nicht, denn wir haben Kaffee und Kuchen.
Überpünktlich legen wir in Köln ab, die Seenotrettungsübung ist auf dem Flusskreuzer eher die Variante light und die wird in zwei Etappen absolviert, Stichwort Abstand. Der Einfachheit halber ist das Notsignal hier das gleiche wie auf dem ganz großen Dampfer.
Der Kapitän macht eine kurze Ansprache, er kommt aus Zwickau. Insgesamt freut sich die gesamte Crew, endlich wieder fahren zu können. Klar, die hatten fast ein halbes Jahr Betriebsruhe.
18.45 Uhr gibt es einen kleinen Sektempfang auf dem Sonnendeck, einer der Reiseleiter, der um diese Zeit ursprünglich Kreuzfahrtdirektor auf der MS Deutschland sein sollte (die aber aus bekannten Gründen nicht verkehrt zur Zeit), bekommt seine Fluss-Taufe vom Kapitän. Dazu holt dieser sich, da etwas klein von Wuchs, tatsächlich eine zweistufige Leiter und einen Eimer Wasser und ab dafür, großes Hallo bei allen, die nicht nass geworden sind.
Direkt im Anschluss gibt es Abendessen. Wider Erwarten werden die meisten Tische doch mit 4 Gästen bestückt und unser Tischnachbar bringt sein Unwohlsein ob dieses Umstandes deutlich zum Ausdruck. Nun, da wäre die Option, morgen in Worms abzusteigen oder eben die nächsten 4 Tage flach zu atmen, um die virengeschwängerten Aerosole ncht zu tief einzuatmen. Das Essen selbst ist sehr lecker und die Portionen sind mal nicht so groß, trotzdem spannt der Ranzen nach 4 Gängen. Es ist insgesamt allerdings deutlich enger, als auf dem großen Kahn, aber das ist ja logisch. Dabei sind statt der theoretisch möglichen 190 Mann nur 138 Gäste an Bord.
Nach dem Essen gehen wir noch aufs Oberdeck, es ist ein herrlich lauer Sommerabend.
Die Kabine ist zwar nur 2m² kleiner als auf der Mein Schiff, aber das macht sich schon bemerkbar. Dennoch ist sie völlig ausreichend und verfügt über sehr viel Stauraum. Nur der „richtige“ Balkon fehlt ein bisschen. Die Kabinenwiesel haben Herz, unsere beiden mitreisenden Maskottchen bekommen auch eine kleine Schoki zur Nacht.
Kleines Bier bestellt, kleines Bier bekommen.
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Susie (Mittwoch, 05 August 2020 21:58)
Das Bild von der Taufe ist mein Favorit. Wieviele von den kleinen Biers hat denn Dorit getrunken? Kölsch? Müsst Ihr jetzt vier Tage lang ein- und denselben Tischnachbarn ertragen? Viel Spaß noch!
Carsten (Donnerstag, 06 August 2020 00:23)
Humor scheinen Die ja auf jedenfall zu haben.....
Lasst Euch die Laune nicht von den Mitamtischsitzern nicht verderben!
Simone (Donnerstag, 06 August 2020 19:04)
Wie immer sehr unterhaltsamer und ehrlicher Reisebericht. Na dann genießt die Aussicht der langsam vorbeiziehenden Landschaft, denn nur Wasser um Euch herum wird es dieses Mal nicht geben.