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Tag 1 - Anreise

Heute lassen wir es gemütlich angehen, denn bis Hamburg ist es nicht so sehr weit und wir müssen ja erst am Nachmittag da sein für unser Zeitfenster zur Einschiffung. Unser persönlicher Chauffeur Sven ist überpünktlich und bringt uns geschmeidig zum Hauptbahnhof. Da es rückblickend auf unseren vergangenen Transfer einige (interne) Irritationen gab, hier eine Klarstellung: es wurden auch heute mehrfach Kaltgetränke angeboten, die wir jedoch auf Grund der Kürze der Fahrt ausdrücklich abgelehnt hatten (Sturzbier kann man schon mal machen, aber nicht kurz nach zehn). Also auch hier volle Punktzahl!

Unseren Transfer nach Hamburg hatten wir ja in die Hände der Bahn gelegt, was sich als eine sehr gute Entscheidung erweist. Wir fahren mit dem Eurocity durch bis Hamburg in gerade mal vier Stunden. Außerdem ist zu erwähnen, das dieser Zug von der Ceske drahy, also der Tschechischen Bahn, betrieben wird. Und es ist ein richtiger Zug mit Lok und Wagen wie in alten Zeiten und vor allem mit einem richtigen Speisewagen, in dem natürlich böhmische Küche und frisch gezapftes Pilsener Urquell gereicht werden. Das können wir natürlich nicht ausschlagen und so essen wir, gemessen daran, dass es Essen auf Rädern ist, ganz vorzüglich zu einem moderaten Preis. Anschließend schlummert es sich in unseren bequemen Sesseln in der ersten Klasse ganz hervorragend. Auch hier muss man sagen, der vergleichsweise kleine Aufpreis zur zweiten Klasse macht sich mehr als bezahlt. Massig Platz, bequeme Sitze, hervorragende Laufruhe des Wagens, wenig Leute, Ruhe, für uns gibt es keine entspanntere Art zu Reisen. Der eine nassforsche, erfolglose Jungunternehmer, der in Berlin zugestiegen ist und der am Telefon sehr emsig versuchte, die Erdachse zu schmieren, wurde nach kurzer Zeit dann doch vom Suppenkoma übermannt - zum Glück.

Ursprünglich sollte unser Schiff ja am Cruise Terminal Baakenhöft liegen, das wurde geändert und nun liegt die Hanseatic inspiration am Cruise Terminal in Altona. Das ist für uns aber gar kein Problem, statt wie ursprünglich geplant am Hamburger Hauptbahnhof auszusteigen, fahren wir mit unserem Zug einfach weiter bis Altona, was wir pünktlich auf die Minute erreichen. Wären wir mit dem Auto angereist, hätten wir wahrscheinlich den vorab gebuchten Parkplatz wieder umbuchen müssen.

Ein Taxi bringt uns zum Terminal, wir reihen uns in die Warteschlange ein und stellen fest, dass wir hier den Altersschnitt spürbar senken. Alle möglichen Tests und sonstigen Papiere werden gesichtet und kontrolliert, dann noch einen Schnelltest und nach exakt 671 Tagen betreten wir um 17.05 Uhr wieder ein hochseetaugliches Wasserfahrzeug. Ein wahrlich etwas feierlicher Moment. Man merkt auch direkt den Unterschied zu TUI, wir werden ab der Sicherheitskontrolle persönlich zu unserer Kabine geleitet, dort angekommen wird uns umgehend ein Glas Champagner und einige Häppchen gebracht.

In der Schlange vor dem Terminal werden wir zwangsweise Zeuge von Gesprächen. Vor uns ein älteres Ehepaar, schon 40 Reisen mit Hapag Lloyd. Können sich zwar kaum auf den Beinen halten, aber egal, es muss das Expeditionsschiff sein. Aber klar, von solchen Leuten lebt die Reederei. Problematisch ist nur, dass Herbert seine Tasche zu Hause vergessen hat. Er geht „schnell“ nach Hause, es sind nur wenige hundert Meter.

Wir orientieren uns kurz auf dem Schiff, ist ja nicht so groß, trinken am Pool einen Kaffee und sind pünktlich fünf Minuten vor der Zeit bei der Seenotrettungsübung. Das läuft hier etwas anders als bei TUI, die Leute trudeln ab der geplanten Zeit langsam ein. Sollte es tatsächlich mal den Generalalarm geben, werden die Aufzüge auf Deck 4 gefahren und dort geparkt. Damit ist klar, dass mindestens 20% der Gäste auf ihrem Deck zurück bleiben und mit dem Schiff untergehen. Nein, natürlich, ist genügend Staff an Bord, was entsprechend Hilfestellung leisten kann.

Unsere Kabine kann sich wirklich sehen lassen, zu behaupten, TUI wäre im Vergleich dazu wie in der Jugendherberge wäre allerdings etwas übertrieben. Man merkt, dass das Schiff erst zwei Jahre alt ist, allein das Bedientableau für die Beleuchtung ist umfangreicher als das Menü meiner Kamera, aber dennoch intuitiv.

Gleich nach der Rettungsübung gibt der Kapitän auf dem Pooldeck bei Kaiserwetter kurz und schmerzlos für die 150 Passagiere einen Toast, ich bitte den Kellner tatsächlich um zwei Gläser Sekt und werde sehr zuvorkommend, aber bestimmt darauf verwiesen, dass es natürlich Champagner ist. Da kommt der alte Ossi durch, alles was perlt muss Rotkäppchen sein.

Anschließend essen wir im Lido zu Abend. Am Buffet wird man neuerdings bedient, aber das klappt ganz ausgezeichnet. Das Futter ist durch die Bank wirklich ausgezeichnet und deutlich über dem Niveau von TUI, das sollte angesichts des anderen Preises der Reise aber auch so sein. Schon der Personalschlüssel ist ein ganz anderer und die 150 Leutchen verlaufen sich auf dem Schiff ganz wunderbar. Pro Kopf hat man hier deutlich mehr Platz und fühlt sich nirgendwo beengt.

Nach dem Essen schleichen wir noch ein wenig auf dem Schiff umher und genießen noch ein gepflegtes Kaltgetränk.

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hatschis (Donnerstag, 17 Juni 2021 06:54)

    Hallo ihr Skipper, bei den tollen Fotos würden wir sagen“ Leinen los und volle Fahrt voraus „. Habt ne schöne Zeit.

  • #2

    Susie (Freitag, 18 Juni 2021 22:23)

    Nicht schlecht für den Anfang. Klingt alles sehr nobel und sieht auch so aus. Das Bild mit dem Gleis ist genial!