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Tag 2 - Borkum

Wikipedia sagt zu unserer ersten Destination folgendes: "Borkum (fries.: Boarkum) ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern größte der Ostfriesischen Inseln. Teile der Insel und das angrenzende Watt gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Insel ist gleichzeitig die Fläche der Stadt Borkum, welche als staatlich anerkanntes Nordseeheilbad über zahlreiche Kureinrichtungen verfügt. Wie alle anderen ostfriesischen Inseln führte Borkum bis zum Aufkommen des Badewesens im 19. Jahrhundert ein politisches und zumeist auch wirtschaftliches Schattendasein in der Grafschaft Ostfriesland, die ab 1744 zu Preußen gehörte. Eine Ausnahme bildete der Walfang, welcher der Insel im 18. Jahrhundert zu einigem Wohlstand verhalf, aber 1782 eingestellt werden musste. Die darauf folgende wirtschaftliche Depression dauerte mehrere Jahrzehnte. Erst der ab zirka 1830 einsetzende Badetourismus, der ab ungefähr 1870 größere Ausmaße annahm, hat diese Situation ins Gegenteil verkehrt. Die Insel ist seitdem nahezu vollständig vom Tourismus abhängig."

 

 

Gestern Abend sitzen wir noch recht lange in der Observation Lounge, von der aus man einen sehr schönen Blick voraus hat und genießen die Fahrt auf der Elbe in Richtung Nordsee. Die Sonne geht direkt vor uns unter, so soll Urlaub sein.

Heute sind wir wie immer beizeiten auf den Beinen und frühstücken im Außenbereich des Lido, es ist schon ordentlich warm in der Sonne und hier hinten geht kaum ein Lüftchen. Wie schon gestern abend so gibt auch das Frühstück keinerlei Grund zur Beanstandung.

Da wir Borkum erst gegen 13 Uhr erreichen, bleibt noch etwas Zeit auf dem Vorderdeck zu entspannen, 10 Uhr ist für die noch nicht Geimpften der Termin für den Schnelltest, der für den Landgang Bedingung ist.

Wir statten der Ocean Academy einen Besuch ab, hier bekommt man auf multimediale Weise sehr viel interessantes naturwissenschaftliches Wissen vermittelt, es gibt auch Binokulare , unter denen man von den Exkursionen mitgebrachten Exponate mit ordentlicher Vergrößerung anschauen kann. Uns werden verschiedene Sachen gezeigt und wenn man mal in diese Welt der kleinen Dinge eintaucht, ist das schon sehr interessant.

Im Hanse Atrium werden dann die Mitglieder der Crew vorgestellt, die für Landgänge zuständig sind, die Tante die neue Reisen verkauft, der Bordfotograf und die drei Experten. Das sind studierte Herren im reiferen Alter, die sich hier auf dem Schiff ein recht schönes Leben machen und nebenbei die Leute ein wenig mit ihrem Wissen berieseln. Man könnte sich härtere Jobs vorstellen. Zu ihrer Ehrenrettung muss man sagen, dass sie beim Frühstück helfen und die Leute zum Tisch geleiten.

Bis zum Mittag ruhen wir auf dem Pooldeck, das Wetter könnte besser nicht sein, Sonne, fast kein Wind und die Nordsee platt wie ein Ententeich. Für Borkum sind 37°C angesagt, wir haben 14 Uhr einen Radausflug gebucht (ja, wir bewegen uns tatsächlich auch aus eigener Kraft!), na das kann heiter werden.

Kurze Frage in die Runde: was hat denn der Meisterkoch Herr Korch heute feines gezaubert in der Heimat? Bei uns gibt es zu Mittag im Buffetrestaurant frische Austern aus Frankreich. Besonders die vor sich hin siechenden ehemaligen Geschäftsführer schlagen ordentlich zu. Ein Hoch auf die Dekadenz. Was es immer gibt, sind frisch Krabben. Und während wir schön schattig sitzen und essen, kommt backbord ein Krabbenkutter bei der Arbeit vorbei. Was werden die jetzt denken, wo sie uns da sitzen und futtern sehen. Die holen das Zeug mit schwerer Arbeit aus dem Wasser und wir schaufeln es in uns rein (und wie man sehen kann, tun es einige ohne Verstand). Aber der Anblick lässt mich zumindest für einen kleinen Moment demütig werden und in Gedanken sende ich den Fischern ein dickes Dankeschön rüber.

Während wir essen erreichen wir unseren Liegeplatz vor Borkum und die Ankerkette rasselt. Pünktlich 14 Uhr beginnt das Tendern, wir setzen innerhalb von 18 Minuten über und werden kurz für unseren Radausflug gebrieft. Der wird von einem Einheimischen gemacht. Wir fahren vom Hafen aus Richtung Ortsmitte und halten unterwegs immer mal wieder an, wo uns Heini (so heißt unser Tourguide)  interessante Sachen erzählt, ein echter Friese ist er auf jeden Fall. Wir sehen auch den historischen Ortskern und die vielen wenig attraktiv wirkenden Behausungen für die Urlauber. Es bleibt dabei: Nordseeinseln sind nicht unser Ding, kein Vergleich zu Rügen oder Usedom. Das beginnt bei Dünen aus Beton, zieht sich über potthässliche Kurkliniken direkt an der Promenade (dagegen wirkt ein WBS 70 wie Spätbarock) und endet bei der Inselbahn (bei dem Wort hat man den Rasenden Roland vor Augen, aber seht unten selbst). Trotzdem ist es kurzweilig, was nicht zuletzt dem Vortragenden zugute zu halten ist. Es ist sehr warm, wir werden aber von der Reederei mit ausreichend Wasser versorgt, unterwegs gibt es sogar einen kurzen Schauer, aber die Klamotten sind sofort wieder trocken.

Schließlich bringt uns Heini mit dem Bus zurück zum Hafen (er ist im Hauptjob Busfahrer) und so sind wir gerade mal etwas mehr als 7 km geradelt. Kein Vergleich zu den Kampfradlern in ihren Presswurst-Anzügen, die bei TUI solche Ausflüge machen.

Pünktlich 17.30 Uhr gehts mit dem letzten Tender wieder zurück und wir bekommen gezeigt, wie High-Speed-Tendern bei raw sea aussieht. Merke: Tenderboote werden IMMER von kleinen, wieseligen Asiaten gesteuert, die das wirklich gut beherrschen und die großes Vergnügen daran haben, beide Hebel mal mit Schmackes auf den Tisch zu knallen. So sind wir gegen 17.50 Uhr wieder auf dem Schiff, wobei der Überstieg vom Tender aufs Mutterschiff so manche Hosennaht im Schritt an ihre Grenze gebracht haben dürfte. Man bekommt aber gleich auf Deck 3 ein kleines, heißes Handtuch gereicht nebst gekühltem Eistee, eine wirklich gute Sache. Was machen die Leute: nehmen beides in die Hand und schlagen gleich nach dem Eingangsschott Wurzeln. Dabei drängen hinten noch 30 Mann vom Tender. Man wünscht sich eine Klapp-Axt...

So, nachher gehen wir wie immer lecker essen, der Text endet hier aber zunächst, da ich nicht weiß, wie sich das Bord-WLAN auf dem Weg nach Sylt schlägt, terrestrischer Mobilfunk wird wohl demnächst die Segel streichen.

 

Kurze Ergänzung noch von mir (Dorit): Nein, wir haben keine Austern gegessen. Wenn etwas so aussieht, wie das eben aussieht, äh, nein danke. Und ja, ich bin auch mit dem Fahrrad gefahren. Ich weiß, was ihr jetzt sagen wollt, aber hey, es sind ja schließlich meine Prinzipien, die ich hier regelmäßig über Bord werfe. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hatschis (Donnerstag, 17 Juni 2021 21:42)

    Alles richtig gemacht, würde ich sagen. Erst mal schlau machen, relaxen, leichtes sporteln mit den Bikes , das tolle Wetter genießen ( ist bei uns z. Zt. auch so heiss und dann den Tag wieder entspannt ausklingen lassen. Ist irgendwie Urlaub :))) Danke für euren schönen Bericht und die Fotos.

  • #2

    SIMMI (Freitag, 18 Juni 2021 16:20)

    Hey ihr beiden. Immer wieder unterhaltsam eure Entdeckungen aller Art mitzuerleben. Öfters hab ich geschmunzelt und eben herzlich gelacht über die Aussage..... WBS70..... Spätbarock.
    Übrigens Donnerstag haben wir eisern zu viert trainiert.
    Genießt diese Fahrt mit viel Freiraum oder anders gesagt mit nicht so prall besetzten Schiff.