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Tag 3 - List/Sylt

Die Website https://www.insel-sylt.de/ wirbt mit folgenden Worten für die Insel Sylt: "Ländlich und urban, modern und traditionell zugleich: Kaum eine andere Destination in Deutschland ist von solcher Vielfalt wie die Frieseninsel Sylt. Vom beschaulichen Morsum über das geschichtsträchtige Kapitänsdorf Keitum bis hin zum belebten Inselzentrum Westerland hat jede Region ihren ganz individuellen Reiz und ist von einzigartiger Schönheit. Lernen Sie in unseren Porträts die unverwechselbaren Charaktere der unterschiedlichen Ortsteile der Gemeinde Sylt kennen und lieben!

Ob Sie einfach gerne am Strand liegen oder sich sportlich betätigen wollen. Im bunten Menschentrubel zum Shoppen ausgehen oder in der idyllischen Natur die Abgeschiedenheit suchen. Sich in Restaurants bei einem Glas Wein kulinarisch verwöhnen lassen oder lieber ins wilde Nachtleben stürzen. Ob Alleinreisend, als Paar, mit der ganzen Familie oder mit Hund. Egal, wonach Sie suchen, Sylt ist für Sie das perfekte Urlaubsziel!"

 

Gestern Abend haben wir das Essen im Hanseatic Restaurant genossen. Hier wird ein Sieben-Gänge-Menü gereicht und eins muss man den Leuten lassen: kochen können sie. Auch das Ambiente ist hier, so wie überall auf dem Schiff, sehr schön und gediegen. Man bemerkt, dass beim Bau des Schiffes sehr viel Wert auf Design und Funktionalität gelegt wurde. Wie gesagt, dass Essen ist vorzüglich, aber irgendwie ist das Bedienrestaurant nicht unser Ding. Am Buffet seinen eigenen Kram zu „erjagen“ hat irgendwie was. Fun Fact: Mister IchhaudieHebelaufdenTisch bringt uns unser Essen. Von einer 36-Stunden-Woche kann man hier also auch nur träumen. Hinter vorgehaltener Hand erfahren wir, dass Personal nur für 90 Gäste an Bord ist, wir sind aber ca. 150 Gäste. Da muss man sich nicht wundern, wenn es an der einen oder anderen Stelle etwas hakt (wobei wir wirklich keinen Grund zur Klage haben). Später lassen wir uns noch in der Observation Lounge nieder und das eine oder andere Kaltgetränk rinnt durch unsere Kehlen.

 

„Wir haben nur Getränke“

 

Der Kapitän hatte gestern die schwierige Passage durch das Lister Tief als Herausforderung erwähnt, die es bei der Fahrt nach Sylt zu meistern gilt. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und sind pünktlich 7 Uhr auf dem Vorschiff. Leider empfängt uns Sylt mit dichtem Nebel. Und so kann man den Seenotkreuzer, der für uns zusätzlich die Fahrrinne markiert, mehr oder weniger nur erahnen. Aber der Skipper macht seinen Job, und so gehen wir in Ruhe frühstücken. Trotz des Nebels ist es nicht kalt und so genießen wir Eierspeisen und andere Leckerlichkeiten im Freien.

Kurz vor 10 Uhr beginnt das Tendern, wir nehmen gleich den ersten und steigen in List in den Bus, der uns arg staubehaftet nach Westerland bringt. Dort nehmen wir einen kurzen Rundumblick im Ortszentrum und kommen ein weiteres Mal zu der Einschätzung, dass Nordseeinseln nicht mehr unter unsere Top-Ten kommen. Ich will nicht drum herum reden, die Stadt ist hässlich. Wer gern in den Filialen großer Ketten shoppen geht, der ist hier gut aufgehoben. Aber allein ein Blick auf eine Speisekarte reicht uns, wir haben sowieso keinen Hunger. Vor allem ist es an vielen Ecken so, dass die Zeit stehen geblieben ist. Die Bilder sprechen da eine deutliche Sprache.

Und so nehmen wir den Bus zurück nach List, wo 12.45 Uhr unsere Wattwanderung beginnen soll. Schnell holen wir noch ein Fischbrötchen beim Gosch (diese sind weniger überteuert, als befürchtet, beim auspacken ergreift allerdings Ernüchterung von uns Besitz, als wie die wahre Größe der Brötchen erkennen) und dann geht es auch schon los. Wir werden mit dem Bus zum Ausgangspunkt gebracht, wo uns ein einheimischer Führer in Empfang nimmt. Und so erfahren wir in 90 Minuten allerhand interessante Dinge über diesen einzigartigen Lebensraum. Wider Erwarten ist das restliche Wasser, was sich an manchen Stellen hält, sehr warm. Wir hatten vorher mit kalten Füßen gerechnet, das trat aber nicht ein. 

Nach dem Bildungsteil fahren wir nochmals mit dem Bus nach Kampen, das sah sehr schön aus und wir möchten gern einen Kaffee trinken und dazu entweder ein fettes Stück Kuchen oder einen Eisbecher. Leider findet sich so gut wie keine in Betrieb befindliche Gastronomie, wir laufen ziemlich weit in Richtung Küste und schließlich findet sich ein Hotel mit Tischen uns Sonnenschirmen davor. Aber keine Gäste. Wir treten vorsichtig in die Lobby ein und bringen unser Begehr zur Kenntnis, darauf hin erhalten wir von der völlig verstörten Chefin des Hauses Bescheid: „Wir haben aber nur Getränke“. Ich schaffe es gerade noch so auf die Straße, wo ich mich vor Lachen schier ausschütte. Das erinnert mich an tiefste DDR-Zeiten, da gab es auch „auf der Terrasse nur Kännchen“, aber da gabs wenigstens ein Stück Eierschecke aus dem ortsansässigen VE Backwarenkombinat dazu. Und so nehmen wir den nächsten Bus zurück nach List, wo wir am Hafen tatsächlich ein italienisches Cafe finden, und dort werden auch unsere Wünsche erfüllt.

Kurzer Exkurs zu den Linienbussen: es ist tatsächlich so, dass man nur vorn einsteigen darf und sich beim Fahrer ein Ticket kaufen muss. Fahrkartenautomaten auf ganzer Linie Fehlanzeige. Das führt natürlich dazu, dass der Bus an jeder Haltestelle mehr Verspätung aufbaut. Das ist wie im Mittelalter. Auf der Fahrt von Westerland nach List funktioniert die Anzeige außen am Bus nicht, es steht „Leerfahrt“ dran und das Incident kann vom Rudergänger in der Kürze der Zeit auch nicht behoben werden. Jeder, aber wirklich jeder einsteigende Fahrgast fragt, ob der Bus nach List fährt. Dazu muss man wissen, dass es im Grunde nur eine Straße und auch nur die eine Buslinie nach List gibt. Nach der dritten Haltestelle bekommt der Kutscher langsam ein Gefieder, weil ihm so viele Federn gewachsen sind. Dann steigen Mutter und pubertierende Tochter ein, setzen sich vorn auf die Sitze, die groß und breit abgesperrt sind. Der Bus endet in List, Hafen (die Anzeige im Bus funktioniert!). Mutti beauftragt Tochter, den Fahrer zu fragen, an welcher Haltestelle sie aussteigen müssen, um in List zum Hafen zu gelangen. Es ist zum davonrennen.

Nach unserem opulenten Eis haben wir den Tender fast für uns allein. Heute lenkt ein anderer Matrose, aber auch er schafft es fast, den Tender ein Stück weit als Gleiter laufen zu lassen.

Vor dem Essen gibt es immer einen Ausblick auf die kommende Destination, so auch heute, wo unsere drei Experten einige Infos zu Helgoland zum Besten geben. Für uns nicht alles neu, waren wir doch schon auf Deutschlands einzigster Hochseeinsel.

 

Zu Abend essen wir wieder im Lido und fräsen uns durchs Buffet. Das Essen ist wirklich sehr gut und wird auch professionell angerichtet. Inzwischen haben wir im Außenbereich auch unseren Lieblingskellner, der sich rührend um uns kümmert. Es zeigt sich wieder, dass am Anfang der Reise ein kleines Trinkgeld bei den richtigen Leuten platziert die Reise teilweise sehr versüßen kann. Total überfressen treten wir den Rückzug Richtung Observation Lounge an und was wir da machen, könnt ihr euch sicher denken.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Susie (Freitag, 18 Juni 2021 22:44)

    Eine sehr amüsante Busfahrt! Von
    den Bildern von Westerland bin ich ein bisschen enttäuscht. Das ist ja echt finster. Ich hätte echt gedacht, dass die Ärzte sich da nicht irren können. Schöne Bilder von der Wattwanderung!