· 

Medemblik, Hoorn

In der Nacht befahren wir das Ijselmeer und spüren ganz leicht, dass das eben kein ruhiger Kanal oder Fluss ist, sondern ein „Nachbarsee“ der Nordsee. Künstlich angelegt, wie fast alle Wasserflächen in Holland, und riesen groß.

Als wir aufstehen, liegt unsere Herberge schon festgemacht im Hafen von Medemblik, bzw. am Anleger, denn die Stadt selbst versteckt sich hinter einem hohen Deich. Mehr als den Kirchturm sehen wir zunächst nicht.

Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den kurzen Weg ins Städtchen. Medemblik ist klein, sauber und schläft noch. Vereinzelt sehen wir hinter den typisch großen Fenstern der Häuser Menschen beim Frühstück. Und nein, es stört sie nicht, wenn man schaut, versicherte uns gestern die Reiseleiterin. Die Holländer sind da sehr entspannt, wie so oft.

Das Zentrum und eine der drei größeren Kirchen sind in einer Dreiviertelstunde besichtigt, und da dieser kleine Spaziergang für Mutti schon sehr anstrengend war, kehren wir auf das Schiff zurück. Stellt euch einfach vor, eure Augen sind verbunden und ihr seht nur durch einen schmalen Spalt an der Nase vorbei eure Fußspitzen. Und jetzt lauft ihr los. Ich hab sie zwar immer an der Hand, aber trotzdem erschrickt sie bei jeder kleinen Veränderung des Untergrundes. Nun ja, ist nicht zu ändern. 

 

An Bord spulen wir unser Programm ab. Mittagessen, Mittagsschlaf und dann zügigen Schrittes zum Kaffee und Kuchenbüffet. 

Unmittelbar danach laufen wir in den wunderschönen Hafen der Stadt Hoorn ein. Wie aus dem Bilderbuch. Ein kleiner Hafen für Traditionssegler, ein größerer Hafen für moderne Segelyachten und Motorboote, dahinter Ziehbrücken (nein, der Holländer sagt nicht Zugbrücke), und kleine, windschiefe Häuser, dicht an dicht.

Wir laufen sozusagen eine Runde um die Hauptkirche, den Marktplatz, und immer wieder über kleine und größere Brücken, die sich über kleine und größere Kanäle spannen. 

Und dann sehen wir, dass selbst die Graureiher in Holland offenbar ein sehr entspanntes Leben führen. Zumindest müssen sie sich nicht mit ganzen und vielleicht sperrigen Fischen samt Gräten abmühen. Nein, der Reiher von Welt besorgt sich ein küchenfertiges Filet und genießt das in aller Ruhe. So geht Leben. Foto anbei.

 

Nach dem Abendessen, das wie immer vorzüglich war, kehren wir zur Kabine zurück und finden eine Einladung zum Cocktail mit dem Kapitän. Für 18.30 Uhr. Tja, zu spät. Die Einladung war so gut neben der Kabinentür versteckt, dass wir sie übersehen haben. Es gibt schlimmeres.

Da das Wetter immer noch gut ist, werfe ich mir nochmal eine warme Jacke über und nehme mit dem Fotoapparat Kurs auf das Zentrum von Hoorn. Heute ist ja Walpurgisnacht und offensichtlich kennen auch die Holländer diesen Feiertag. Die Kneipen sind voll, überall Musik und fröhliche Leute. Ich laufe durch winzige Gassen, immer an den Kanälen entlang und entdecke noch einer weitere sehr große und schöne Kirche. Leider ist sie von allen Seiten mit irgendwas verstellt. Container, Bauwagen, Rollstuhlrampe, Feuertreppe. Trotzdem ein schnelles Foto. 

Zurück an Bord ist Mutter in heller Aufregung. Obwohl ich gesagt hatte, dass ich ca. 30 Minuten unterwegs bin, und obwohl es gerade erst 21.45 Uhr ist und das Schiff noch bis 22.45 Uhr im Hafen bleiben wird, ist sie kurz davor, an der Rezeption Alarm zu schlagen. Weiß der Himmel, warum. Sie selbst weiß es jedenfalls nicht. 

Gute Nacht und bis morgen. Dann wartet Rotterdam auf uns. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Back Office (Sonntag, 01 Mai 2022 17:57)

    Ach ja, da werden Erinnerungen wach. Alles so typisch niederländisch, die Häuser mit den großen Fenstern, die vielen Kanäle... Hübsch, aber klingt auch nach einem anspruchsvollem Programm ;-)