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Rotterdam, Gorinchem

Kurz vor halb sieben werden wir wach und die Sonne lugt durch die Gardinen. Draußen ziehen erste Industrieanlagen und Vororte von Rotterdam vorbei.

Mit dem Frühstück können wir uns heute viel Zeit lassen, denn der erste Ausflug beginnt erst kurz nach zehn. 

Eine nette und fröhliche Holländerin übernimmt im Bus die Reiseleitung und zeigt uns zunächst einen Teil von Rotterdam, den sie die Neustadt nennen. Hier ist nach dem Krieg alles dem Erdboden gleich gemacht worden, was bis dahin von den Bomben verschont worden war, denn man wünschte sich für die Bevölkerung einen echten Neuanfang. Zum Teil sind dadurch Wohn- und Geschäftshäuser entstanden, denen man die Zweckmäßigkeit und das Bautempo bis heute ansieht, allerdings ist alles prima in Schuss. Keine blätternden Fassaden, keine kaputten Fenster. Hier sieht man auch nirgends auch nur ein einziges, leerstehendes Haus, so wie oft bei uns, wo sich dann erst ein paar Hausbesetzer erbarmen müssen. In ganz Holland ist die Wohnungsnot so groß, dass so etwas nicht toleriert werden würde. Allein in Rotterdam fehlen derzeit ca. 150.000 Wohnungen, insgesamt im Land sollen es rund eine Million sein. Durchschnittlich leben in Holland rund 500 Menschen pro Quadratkilometer. Damit zählt dieses relativ kleine Land zu den am dichtesten besiedelsten. In Deutschland sind es wohl rund 300 Mann pro Quadratmeter. Also es möge sich niemand mehr bei uns über irgendeinen Stau beschweren. :-) 

 

Nach ca. vierzig Minuten werden wir zu einem kleinen Hafen gebracht, gegenüber dem großen Kreuzfahrtterminal. Wir steigen um auf ein Schiff der Stadtflotte und genießen eine Hafenrundfahrt durch den größten Hafen Europas. Spannend ist, dass sich das Hafengelände von der Stadt aus in Richtung Nordsee auf einer Länge von 42 km erstreckt. 42 km Piers, Kräne, Werften, Verladebrücken, Silos, Docks. Interessant wird es im Containerhafen. Durch die Pandemie lagern hier in Rotterdam derzeit fast ausschließlich leere Container, die gereinigt und teilweise repariert werden. Durch den immer noch geschlossenen Hafen in Singapur, ist der weltweite Warenfluss ins Stocken geraten. Und wenn früher die Kosten für einen vollen Container nach z.b. Asien bei 2000 Euro lagen, bezahlt man heute 12.000 Euro. Zusätzlich erschwert wird die Lage immer noch durch den havarierten Frachter im Suezkanal und natürlich auch durch den Ukrainekrieg. 

In normalen Zeiten arbeiten im Hafen von Rotterdam fast 200.000 Menschen. Aktuell müssen sich viele umorientieren.

Nach der Hafenrundfahrt steigen wir wieder in den Bus zu unserer lustigen Reiseführerin, und sie zeigt uns nun einige Highlights der so berühmten Rotterdamer Architektur. Und da sind teilweise echt spektakuläre Bauten dabei. Googelt mal nach dem Central-Bahnhof, den Würfelhäusern und der Blumenschale. Fotos konnte ich aus dem Bus heraus nicht machen, die Scheiben waren zu zerkratzt.

 

Nach der Stadtrundfahrt ein kurzer Sprint zum Schiff, nicht dass wir das Mittagessen verpassen.

 

Gegen 16.00 Uhr legt unser Schiff schließlich in Gorinchem an. Das spricht man so nicht aus, aber wenn ich es auf holländisch versuche, muss ich den Monitor putzen. 

Die Stadt ist klein und fein, und da heute ein Feiertag ist, spazieren die Einheimischen bei schönsten Wetter unter blühenden Kastanien in Richtung einer Windmühlen. Wir tun es ihnen gleich, ist es doch wahrhaftig unsere erste echte Windmühle, der wir in Holland so nah kommen. Denkt man ja gar nicht.

Mehr gibt es zu Gorinchem eigentlich nicht zu sagen, deshalb sei noch kurz die vielfältige Fauna erwähnt. Gänse aller Art, Austernfischer, Küstenseeschwalben, Haubentaucher, Blesshühner, Grau- und Silberreiher, und jede Menge Dohlen. Die fallen mir am meisten auf, denn bei uns gibt es in so hoher Anzahl eigentlich nur Krähen, die ich hier wiederum fast gar nicht sehe.

In den Straßen und Gassen, und hinter vielen Fenstern sieht man ebenfalls allerlei Getier. Hunde, Katzen, Papageien und Kaninchen, alles dabei. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Back Office (Sonntag, 01 Mai 2022 21:31)

    Gorinchem spricht man wahrscheinlich so ähnlich aus wie das Grolsch, wo in dem Reiseführer der Tipp gegeben wurde, man solle eins auf ex trinken und dann unter Voranstellung eines "G" der Kohlensäure freien Lauf lassen, das würde phonetisch schon passen :-P