Anreise

Überpünktlich holt uns mein liebes Schwesterlein zu Hause ab und bringt uns bei herrlichstem Reisewetter zum Bahnhof. Wir suchen uns den Platz am Bahnsteig, wo unser Wagen zum Stehen kommen soll und so kommt die Tür direkt vor unsere Nase. Wir wuchten die doch recht schweren Koffer in den Zug und beziehen unsere Plätze. Zu meinem Erstaunen ist selbst die erste Klasse nahezu zu 80% besetzt, unter anderem die beiden Sitze uns gegenüber bleiben frei. Als wir schon einige Minuten unterwegs sind, dreht es zwei Damen in den Wagen herein, der Einfachheit wegen nennen wir sie Drumsel eins und Drumsel zwei. Sie sind tatsächlich in den ersten Wagen eingestiegen und haben sich nun mit ihren Koffern und Körpern durch den ganzen Zug bis in den letzten Wagen durchgekämpft. Es bleibt für mich ein Rätsel, warum erwachsene Menschen, die des Lesens mächtig sind, nicht in der Lage sind, anhand der Aushänge am Bahnsteig und an der Anzeigetafel sich wenigstens ungefähr an der richtigen Stelle am Bahnsteig zu positionieren. Das ist doch nun wirklich kein Hexenwerk, oder. Mit großem Getöse und unter Einbindung mehrerer Reisender werden die Koffer der beiden gestaut. Alle hoffen, dass der Trümmer oben in der Ablage bleibt, sonst nimmt es ein böses Ende.

Da der Zug nun gut gefüllt ist, ziehen wir schon bald in den Speisewagen los, eine gute Idee, denn hier ist schon fast alles voll. Wir lassen uns mit böhmischer Küche und frischem Pilsner Urquell vom Fass verwöhnen, angesichts dessen, dass alles im fahrenden Zug zubereitet wird, ist es gar nicht mal so schlecht.

Ab Wittenberge kann Drumsel eins nicht mehr sitzen, weil sie Schaden an den Hufen hat. Sie steht im Gang, stöhnt leise vor sich hin und macht orthopädische Übungen. Drumsel zwei präsentiert uns die ganze Zeit stolz ihre fette Knollennase aka Gesichtspimmel über dem Mundschutz.

 Mit gerade mal sechs Minuten Verspätung kommen wir in Hamburg an. Wir bekommen im Bahnhof sehr anschaulich den Unterschied zwischen einer Großstadt und Dresden präsentiert. Auf dem Weg zur U-Bahn kaufen wir Tickets für dieselbe am Automaten. Beim Preis von 3,60 € werfe ich einen Fünfer ein, der Automat meint, es müsse reichen, wenn er mir einen Euro zurück gibt, na vielen Dank.

Schon nach zwei Stationen mit der U-Bahn sind wir am Hotel, wo wir in der Lobby sogleich das Gefühl haben, wir wären versehentlich in Ankara gestrandet. Nicht schön, wirklich, wirklich gar nicht schön, voll krasse Shayze, Digga. Wir werfen die Sachen ins Zimmer und ziehen los Richtung Innenstadt. Nach einigen kleineren Besorgungen und einem Kaffee steuern wir unser Testzentrum an, wo uns unmittelbar vor dem Bahnhof unter freiem Himmel in der belebtesten Einkaufsstraße von Hamburg, im Rücken eine große Demo gegen *setzt euch was beliebiges ein* einer mit dem Teststäbchen in der Nase bohrt. Wir haben es weit gebracht... Neben uns wartet ein Paar auch auf ihr Ergebnis, wie sich heraus stellt, gehen sie mit uns morgen auch auf's Schiff. Er poltert ziemlich ungehalten ob dieses Procederes mit dem Test, allein, es wird ihm nichts nützen. Ein Bayer, der beruflich in Lübbenau zu tun hat und wenn er schon mal dort ist, geht er gleich mit zur Jagd. Wir sind uns einig, dass das dort wegen der spärlichen Besiedlung eine geeignete Gegend ist.

Aber nach einer viertel Stunde bekommen wir unser negatives Ergebnis, uns fällt doch ein Stein vom Herzen, und nun kann der Urlaub so richtig beginnen.

Zu Abend essen wir durchschnittlich in einer kleinen Pizzeria gleich beim Hotel. Im Anschluss laufen wir durch die Speicherstadt bis zu den Landungsbrücken, es sind hier wirklich sehr viele Leute auf den Beinen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hatschis (Sonntag, 22 Mai 2022 08:11)

    Danke lieber Olaf, sehr eindrucksvoll hast du eure Anreise beschrieben und für den einen oder anderen Schmunzler gesorgt. Heute geht’s nun sicher aufs Schiff � und es wird alles besser. Habt eine schöne Zeit und haltet uns auf dem Laufenden. Wir freuen uns schon auf eure Berichte.☀️���

  • #2

    AT&E (Sonntag, 22 Mai 2022 16:59)

    Wir wünsche euch erst mal eine gute Reise und jede Menge Spaß und Entspannung.
    Die Anreise und die ausführliche Beschreibung jener.... Made my day.
    Die zwei "Damen" kommen mir sehr bekannt vor. Wir haben da zwei über uns wohnen und seit Abfahrt eures Zuges ist eine unbekannte Ruhe ins unserem Haus eingetreten? :-)
    Genießt die Zei. Freu mich auf die Bilder.