Gestern Abend hatten wir in der Observation Lounge sehr unangenehme Tischnachbarn. Ich möchte das nicht weiter ausführen, aber diese Vollpfosten bestätigen alle, wirklich alle negativen Vorurteile, die wir im Laufe der vergangenen Jahre über unsere lieben Brüder und Schwestern aus den gebrauchten Bundesländern sammeln durften. Liebe Leser, sollte sich hier jemand angesprochen fühlen: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Heute Nacht hat nichts geschwankt oder geschaukelt, da wir ja nach wie vor an der Pier in Rosyth liegen. Wir gehen in bewährter Weise zeitig frühstücken, denn schon 8 Uhr beginnt unser Ausflug mit dem Bus nach Rosslyn Chapel. Diese kleine gotische Kapelle befindet sich in Rosslyn und wurde 1446 erbaut. Sie ist nicht groß, aber wunderschön und die Steinmetze haben wirklich alles gegeben. Sie hat irgendwie etwas geheimnisvolles. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass hier Teile des Filmes „Der da Vinci Code“ gedreht wurden. Wir haben eine gute Stunde Zeit sie zu besichtigen und bekommen einen Vortrag dazu. Leider regnet es ein wenig. Auf dem Rückweg zum Schiff gehört noch eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Bus durch Edinburgh dazu. Das ist nun für uns dahingehend nichts neues, dass der Verkehr hier eine Katastrophe ist, aber wir bekommen schon noch einige hübsche Ecken gezeigt.
Zum Glück sind wir pünktlich zum Mittagessen zurück an Bord und wir genehmigen uns erst einmal eine kleine Stärkung. 13 Uhr heißt es „Leinen los“. Das ist heute ein anspruchsvolles Manöver, denn ein kräftiger Wind drückt mit Windstärke 7 das Schiff genau von der Seite gegen die Pier. Damit alles klar geht, geht uns ein kräftiger Schlepper zur Hand, der das Heck von der Pier weg zieht. Auch die Passage der drei Brücken ist anspruchsvoll und erfordert ein anderes Manöver als bei der Einfahrt.
Nachdem wir diese Aufregung hinter uns gebracht haben, brauchen wir zunächst eine ausgiebige Mittagsruhe. Inzwischen ist das Wetter deutlich besser geworden, die Regenwolken sind vorbei gezogen, aber der Wind pustet heftig. Wir genießen die frische Luft an Deck und beobachten sehr viele Basstölpel, Trottellummen und auch schon Papageientaucher, die sich rings ums Schiff tummeln. Als wir davon genug haben, statten wir der Brücken noch einen Besuch ab, wo und die Frau Staff Kapitän aus Plauen/Vogtland gern über alles Auskunft gibt. Später lauschen wir noch einem Vortrag der Biologin über viele der hier vorkommenden Seevögel.
Vor dem Abendessen gibt es noch die verpflichtende Informationsveranstaltung zur Benutzung der Zodiaks und einen kurzen Ausblick auf unser morgiges Reiseziel. Als wir dazu im Atrium Platz nehmen, bestellen wir eine Flasche Wasser und ein Bier. Der Kellner bringt beides und fragt mich, ob ich auch Wasser trinken möchte und er mir ein noch ein Glas holen soll. Irgendwie ruft mein Gesichtsausdruck auf diese Frage bei den neben uns sitzenden Leuten herzhaftes Gelächter hervor.
Beim Abendessen schlagen wir wieder ordentlich zu, die Leute in der Küche haben sich so viel Arbeit mit dem Essen gemacht, das muss man auch honorieren. Neben uns sitzt ein Paar etwa in unserem Alter, mit denen wir uns nett unterhalten (es sind also nicht alle so), auch die Beiden haben so ihre Probleme beispielsweise mit dem Mäusekino für die Beleuchtung. Nach dem Essen schleppen wir uns wieder in die Observation Lounge und dummerweise setzen sich die gleichen Halbaffen wieder neben uns. Aber das kann uns nicht wirklich stören, dann saufen wir eben einen mehr.
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Susie (Mittwoch, 01 Juni 2022 21:04)
Die Brückenkonstruktion (die übers Wasser) ist ja verrückt. Man denkt, man ist betrunken, wenn man die Seile/Streben betrachtet. Ist das "in echt" auch so?