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Tag 1 - Anreise

Pünktlich 6.50 Uhr steht unser personengebundener Shuttledienst vor der Haustür und wir machen uns auf den Weg in Richtung Norden. Unser lieber Svern bringt uns mit seiner Sch****verlängerung zum Bahnhof, wo wir pünktlich 7.30 Uhr in unseren IC 2272 nach Warnemünde einsteigen und unsere Fensterplätze im oberen Stock beziehen. Und wie immer, wer hätte das gedacht, gibt es erwachsene Menschen, die nicht in der Lage sind, den Wagenstandsanzeiger am Bahnhof daraufhin zu beleuchten, an welcher Stelle ihr Wagen zum stehen kommt. Zur Strafe müssen sie dann ihre schweren Koffer einmal längs durch den ganzen Zug zerren, selbst schuld.

Der IC 2 „Kiss“ von Stadler ist ein feiner Zug, vernünftige Sitze, ein gescheiter Tisch und zumindest hier in der 1. Klasse mehr als ausreichend Platz für die Gliedmaßen. Allerdings fahren die Leute bei der Deutschen Bahn, die das Pflichtenheft für Stadler geschrieben haben, selbst wohl nicht so oft mit dem Zug. Der Wagen hat ca. 60 Sitzplätze und ist per se ja für längere Reisen gedacht. Aber mehr als 8 Koffer finden in dem dafür vorgesehenen Kabuff beim besten Willen keinen Platz. Auch die Overhead Bins fassen kaum mehr als ein kleines Handtäschchen. Da fragt man sich, wer sich so etwas ausdenkt.

Aber uns stört das nicht, da steht mein großes Eckhaus eben ein wenig im Weg, ich muss ja nicht drum herum laufen.

Wir reisen ganz entspannt gen Norden, der Kaffee am Platz ist gar nicht so übel und je näher wir der Ostsee kommen, umso besser wird das Wetter. Stressfreier kann man nicht anreisen. Die gesamte Bahnfahrt erster Klasse hin und zurück kostet für uns beide zusammen 99 Euro und dauert jeweils 4,5 Stunden. Ist beides mit dem Auto bei den derzeitigen Dieselpreisen nicht zu realisieren, von der Parkgebühr in Warnemünde ganz zu schweigen.

Im Abteil neben uns sitzt ein Herr mittleren Alters, der wirklich äußerst fein und stilvoll gekleidet ist, aber mal so ganz hohe und alte Schule. Feiner Hut, Schlaghose, Krawatte mit Nadel, Gamaschen, Gehrock. Ein wirklich schöner Anblick, gemessen an den sonstigen Mitreisenden. In Elsterwerda steigt eine Familie mit Sohni schon fast im heiratsfähigen Alter ein (wir treffen sie heute später noch mehrmals auf dem Schiff). Sie nehmen im selben Abteil wie der feine Herr ihre reservierten Plätze ein, sind allerdings von der gepflegten Erscheinung völlig geschockt und sprechen infolgedessen kein Wort miteinander. Kaum steigt Pan Tau in Gesundbrunnen aus, kommen sie fast aus dem reden nicht mehr raus. Und wieder bestätigt sich mein Vorurteil, was das Kennzeichen EE angeht... Ja, ich weiß, ich bin ein Lästermaul und voll von Vorurteilen, aber hey, keiner muss das hier lesen ;-)

Pünktlich 12 Uhr erreichen wir Warnemünde. Nach wenigen Schritten sind wir am Cruise Terminal, wo wir Priority Check In genießen und daher an der langen Warteschlange ganz entspannt vorbei schlendern. Und schon 12.15 Uhr sind wir auf unserer Kabine, die kurz in Augenschein genommen und für sehr fein befunden wird. 12.30 Uhr sieht man uns im Anckelmanns das Buffett plündern, im Außenbereich essen wir bei herrlichem Sonnenschein eine Kleinigkeit. 13 Uhr gehen wir zur vereinfachten SNRÜ (ein positiver Aspekt von Corona) und kurz danach verlassen wir das Schiff schon wieder, um noch ein wenig durch Warnemünde zu schlendern. Dieses Jahr sind wir nun schon zum dritten Mal hier, trotzdem ist es immer wieder schön und hier fühlen wir uns pudelwohl. Einmal entlang des Alten Stromes lenken wir praktisch automatisch unsere Schritte ins Cafe Röntgen. Sogar unser Tisch von vor vier Wochen ist frei. Zum Glück haben wir Mittags nicht so viel gegessen und so schlemmen wir ungehemmt Eis und Torten in uns hinein. Kommt nun die nächsten 10 Tage auch nicht mehr drauf an. Viele Grüße an den lieben Doktor Elfeld in Dresden, die LDL-Cholesterin-Werte sind am steigen. Im Anschluss gehen wir noch zur Westmole, wo uns tatsächlich ein kurzer Regenschauer erwischt, aber zur Belohnung wird uns auch ein ordentlicher Regenbogen gezeigt. Und so schlendern wir zurück zum Schiff, wo 15.30 Uhr immer noch eine gewaltige Menschenmenge im Terminal steht, die alle noch einchecken wollen.

17 Uhr sollen wir planmäßig auslaufen und so sind wir pünktlich kurz vorher auf Deck 14, um bei einem Glas Sekt Warnemünde vorerst adé zu sagen. Soweit die Theorie, denn es haben immer noch über 50 Leute nicht die SNRÜ gemacht, demzufolge unser Auslaufen nun für 18 Uhr geplant wird. Na macht nichts, dann trinken wir eben 18 Uhr noch ein Gläschen. Das ist auch seit je her ein Phänomen, dass es immer wieder Leute nicht schaffen, zur SNRÜ zu erscheinen. Dabei ist die gegenüber früher wirklich stark vereinfacht und dauert wirklich nur fünf Minuten, wo man früher eine halbe Stunde gebraucht hat. Der Kapitän mault auch schon rum, dass er nun schneller nach Stockholm fahren muss und mehr Sprit verbrennen wird. Uns ist es gleich und wir machen es uns auf unserem riesigen Balkon in der Hängematte gemütlich.

Kurz nach 18 Uhr ist es dann soweit und es heißt: Leinen los und wir verlassen Warnemünde. Das ist nun schon sehr emotional, wenn der alte Leuchtturm von Warnemünde und der Teepott an uns vorüber ziehen. Das macht uns alten Ossis, die wir von der Landseite aus immer den großen Schiffen, die in die weite Welt fuhren, nachgeschaut haben, eine ordentliche Broilerkutte. In Hamburg oder in Bremerhaven habe ich solche sentimentalen Anflüge nicht, logisch.

Da wir ja vorausschauend arbeiten, verholt sich meine liebe Frau kurz nach dem passieren der Westmole ins Gosch. Ich mache noch ein paar Fotos und gehe dann auch nach unten und genieße beim essen den schönen Platz am Fenster, den Dorit ergattert hat. Hier macht sich nun aber eine leichte Ernüchterung breit, hier gibt es Systemgastronomie, wenn auch auf hohem Niveau. Kein Vergleich zu Hapag Lloyd. Das Essen schmeckt, keine Frage, aber wir haben uns mit Hapag Lloyd selbst die Referenz neu gesetzt. Da standen eben jeden Abend unsere zwei Köche und präsentierten stolz, was sie tagsüber für uns gezaubert hatten. Im Gosch ist es die selbe Karte wie 2019. Hat aber auch was, wenn man auf Gewohntes und Bewährtes zurück greifen kann. Wie gesagt, kein Meckern, irgendwo muss sich der preisliche Unterschied ja manifestieren.

Nach dem obligatorischen Milchreis als Nachspeise verholen wir uns in bewährter Weise an die Tui-Bar. Hier ist zunächst noch wenig los, doch nach und nach kommen die Leute vom Essen und es füllt sich. Wie wir es nicht anders kennen, passt sich das Personal hervorragend an den steigenden Bedarf an und es ist eine rechte Freude, den Leuten bei der Arbeit zuzusehen. Es gibt schwerwiegende Probleme mit dem Paulaner-Zapfhahn, ich bringe mich nach Kräften in die Beseitigung ein, man hilft, wo man kann. Als Anerkennung wird mir umgehend ein neues Gedeck aus Bitburger und Baileys gereicht. Wir lästern noch über diesen und jenen (Elster-Elbe ist auch präsent), aber heute war ein langer Tag und so verziehen wir uns beizeiten auf unsere geräumige Kabine, wo wir den Abend bei leichtem Wellenrauschen auf dem Balkon ausklingen lassen.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Die Hatschis (Dienstag, 20 September 2022)

    Was für eine geräumige Suite. Toll, da könnt ihr euch wohl fühlen. Die Fotos, das Wetter sehr schön. Super der Meerblick an den Strand und die Mole.

  • #2

    Sven (Mittwoch, 21 September 2022 20:02)

    Ich les wohl nicht richtig!

  • #3

    AT&E (Donnerstag, 22 September 2022 19:18)

    Broilerkombi und EE. Welch psychische Herausforderung. Wie immer schön zu lesen... Morgen geht es weiter.
    Muss auch erst mal den Bahnhofsvorplatz von HB und die Kollegen jenseits der Weißwurstgrenze verdauen. Wie war das mit dem Sprechfutter?

  • #4

    Susie (Samstag, 01 Oktober 2022 21:11)

    Wow, die Wetterfarben! Gibt es ein Foto mit Regenbogen und beiden Leuchttürmen?