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Tag 4 - Helsinki

Bei urlaubsguru.de kann man sich über unser heutiges Reiseziel belesen: "In Finnlands Hauptstadt Helsinki trifft unberührte Natur auf Großstadtfeeling, Klassizismus auf Expressionismus und Traditionalisten treffen auf hippe Trendsetter. Die finnische Ostseemetropole steckt voller Kontraste und ist einer der aufregendsten und schönsten Orte in ganz Skandinavien. Die Stadt gehört seit Jahren zu den lebenswertesten Städten der Welt und ist die perfekte Mischung aus Sehenswürdigkeiten und schönen Restaurants, Cafés und Plätzen zum Verweilen. On top gilt die Metropole als besonders nachhaltig und bietet euch zahlreiche Möglichkeiten, euch umweltbewusst durch die Stadt zu bewegen."

 

Noch vor der geplanten Zeit machen wir heute in Helsinki fest. Wir müssen uns irgendwie zwischen die Fähren quetschen. Der Fährverkehr zwischen Helsinki und den Estland, Lettland und Litauen hat seit Februar 2022 aus den bekannten Gründen massiv zugenommen, denn der Landweg über russisches Territorium ist aus ebendiesen Gründen momentan praktisch nicht nutzbar. Inzwischen betrachtet man Helsinki und Tallin schon als gemeinsame Region mit dem Namen Tallinski. 

Zum Frühstück begeben wir uns heute in die X-Lounge, hier geht es sehr gediegen zu und das passt uns ganz gut in den Kram. Noch dazu genießen wir den Blick voraus, währenddessen wir nach Helsinki einlaufen.

Wir kommen pünktlich von Bord und nehmen ein Taxi in die Innenstadt, auf den ersten Shuttlebus wollen wir nicht warten. Der Festpreis ist 20 Euro, das ist okay und wir erwischen einen netten Fahrer, der uns noch ein paar gute Tipps gibt. Er setzt uns mitten in der Altstadt ab und als erstes gehen wir zum Dom. Zeitiges Kommen zahlt sich mal wieder aus, nachdem eine Kindergartengruppe (sic!) den Dom verlassen hat, haben den Sakralbau ganz für uns allein. Ein äußerst beeindruckendes Gebäude, auch wenn wir beide mit Religion jeglicher Art nichts anfangen können, aber das ist schon sehenswert.

Danach erkunden wir die Innenstadt. Ein Kaufhaus neben der nächsten Mall, das ist schier unglaublich. Alle Marken, die der Mensch sich denken kann, konzentriert auf kleinstem Raum. Ich sage euch, Dresden ist ein Dorf, nein eigentlich nur eine Siedlung. Wenn ich daran denke, was es für ein Drama war, vor dem Urlaub noch ein paar Klamotten für mich in Dresden zu bekommen... Hier reiht sich ein Herrenausstatter an den nächsten und es ist für jede Preisklasse was dabei.

Wir streben als nächstes dem Hauptbahnhof entgegen, ein prachtvoller Bau im national-romantischen Jugendstil, auch innen eben ein richtiger Bahnhof. Reges Treiben, ein klassisches Bahnhofsrestaurant, was diesen Namen auch verdient, alles sauber und nett anzusehen. Nachdem wir uns daran erfreut haben, machen wir uns auf den Weg zur Felsenkirche. Diese wurde 1969 in einen Granitfelsen hinein gebaut. Kaum betreten wir den Sakralbau, beginnt der Pfaffe mit dem Orgelspiel, es ist einfach großartig. Ein wenig erinnert es uns an die Eismeerkathedrale in Tromsö, und doch ist es ganz anders.

Im Anschluss gehen wir zurück zum Bahnhof und erwerben ein Tagesticket für die Straßenbahn. Der öffentliche Nahverkehr ist hier wirklich hervorragend, soweit wir das beurteilen können. Mit unserem 24-Stunden-Ticket für 8 Euro pro Person fahren wir nunmehr zum Sibelius-Monument. Sibelius war ein zeitgenössischer Komponist, und dieses Denkmal soll an ihn erinnern. Es ist mal was ganz anderes, aber durchaus sehenswert.

Zurück in die Innenstadt machen wir uns auf die Suche nach etwas Essbaren und landen im Cafe Fazer. Karl Fazer war ein finnischer Bäcker, Konditor, Chocolatier und Unternehmer für Schokolade und Süßwaren und ihr könnt mir glauben, er verstand sein Handwerk. Saulecker ist das einzige, was mir dazu einfällt. Gut gestärkt geht es nun weiter zum alten Stadthafen, wo wir lokale Bekleidungserzeugnisse für den kommenden harten Winter erwerben. Dann statten wir der Uspenski-Kathedrale einen Besuch ab. Es ist die größte Backsteinkirche im nordischen Raum und war zur Zeit ihrer Errichtung 1868 ein weithin sichtbares deutliches Symbol der russischen Herrschaft über Finnland. Im Inneren trifft man auch nur auf kyrillische Schriftzeichen, es riecht nach alten modrigen Kokosläufern, ein bisschen Knoblauch und kalter Schweiß vom Popen sind auch dabei, außerdem ist es bullig warm, wahrscheinlich haben die eine separate Pipeline nach Russland, um die russisch-orthodoxe Kirche ordentlich zu beheizen. Nichtsdestrotz ist es ein prunkvoller und riesiger Bau, den man erstmal auf sich wirken lassen muss. Typisch katholisch ist es aber ein krasser Gegensatz zum evangelischen Dom von heute morgen.

Nach all der kirchlichen Berieselung fahren wir mit der Straßenbahn zum Glaspalast und gehen zu Kapelle der Stille. Die ist aber zu unserem Bedauern geschlossen, schade. Alternativ besuchen wir eine von gefühlt 20 Malls, wo im zweiten Untergeschoss die Metro fährt. Alles sehr sehenswert, und in der Mall sieht man fast keine aus unseren Gefilden bekannten Ketten und demzufolge auch mal ganz andere Klamotten. Wir schlendern noch ein wenig durch die Innenstadt und gehen in das Kaufhaus Stockmann, die größte Warenhauskette in den nordische Ländern. Und so stellt man sich ein Warenhaus vor, Karstadt und Co kommen uns dagegen vor wie ein übler Discounter, nichts für ungut.

Dann fällt uns wieder ein, dass wir der Markthalle noch einen Besuch abstatten wollen. Eigentlich ist es schon zu spät, aber wir machen uns trotzdem per Tram auf den Weg. Viele Stände sind jetzt nach 17 Uhr schon geschlossen, aber die, die noch offen sind, können sich sehen lassen. Bei einem  Fischhändler frage ich, ob ich Fotos machen darf, er freut sich darüber sehr und wir kommen ins plaudern. Er ist in den 80ern von Ägypten nach Deutschland ausgewandert, hat bei Opel gearbeitet und in den 90ern hat es ihn nach Finnland verschlagen, wo er nun Fische verkauft. Er ist sehr nett und freut sich über den Besuch aus Deutschland und so essen wir bei ihm eine wirklich sehr leckere Lachssuppe.

Zusammenfassend kann man sagen, dass uns Helsinki besser gefallen hat als Stockholm. Vielleicht waren wir in Stockholm nicht an den richtigen Stellen, weil uns natürlich dort auch die Zeit gefehlt hat. Aber Helsinki hat uns schwer beeindruckt. Überall große, repräsentative Gebäude, eine richtige Hauptstadt, dazwischen auch viel Grün, alles sehr sauber. Auch haben wir keinen einzigen Stau erlebt, ganz im Gegensatz zu gestern, wo wir uns teilweise an die Verhältnisse in Edinburgh erinnert fühlten. Die Menschen nett (das waren sie in Stockholm auch), insgesamt eine sehr schöne Atmosphäre, schwer zu beschreiben. Was Stockholm und Helsinki eint: man kann sich überall sehr gut auf englisch verständigen, was gerade in Finnland sehr von Vorteil ist. Finnisch ist keine sehr eingängige Sprache, für diese Erkenntnis haben die Namen der Haltestellen in der Straßenbahn gereicht.

Frisch gestärkt fahren wir nun aber mit der Tram zurück zum Hafen, im Tag und Nacht Bistro essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor man uns in die TUI-Bar wanken sieht. Die Crew hier kennt uns nun schon sehr gut, kaum haben wir unsere Hintern auf dem Hocker, stehen unsere Getränke auf der Back. So soll es sein, so fühlt man sich wohl und wir honorieren das auch entsprechend. Und ja, da haben wir natürlich unsere Lieblings-Kellner. Die Jungs machen trotz der harten Bedingungen, die sie nun mal haben, einen wirklich guten Job. Sie wirbeln und laufen, nur damit immer alle was zu trinken haben. Die können es irgendwie nicht ertragen, wenn jemand vor einem leeren Glas sitzt.

Kurz vor Mitternacht werden wir auslaufen mit Kurs Tallinn, bis dahin eine gute Nacht! 

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hatschis (Samstag, 24 September 2022 15:51)

    Sehr cool die sakrale Zeitreise. Ob alt oder modern, es ist sehenswert.

  • #2

    Dietmar (Sonntag, 25 September 2022 10:47)

    Wieder ein toller Tagesreport, ich glaube, ich war dabei.