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Tag 9 - Edinburgh

Zunächst vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und die Kommentare!

Heute machen wir vor South Queensferry fest. Da es keine Pier gibt, liegen wir vor Anker und es wird getendert. Wir haben heute einen Ausflug über die Reederei gebucht, dadurch müssen wir nicht am Tender anstehen sondern kommen einigermaßen zügig an Land, wo wir von zwei Dudelsackspielerinnen begrüßt werden. Sogleich werden wir in einen Bus verfrachtet, die Fahrt soll in die Highlands gehen. Leider beginnt es etwas zu regnen, aber für den Moment sitzen wir ja trocken und sehr warm. Los geht die Fahrt zunächst nach Stirling, wo wir das Castle besichtigen und zwar während wir im Bus sitzen. Es sind hier nur fünf Minuten eingeplant und reingehen kann man sowieso nicht und parken auch nicht, keine Ahnung, aber der Tagesordnungspunkt war jedenfalls sinnlos. Weiter geht es nun zu einem Punkt in der Landschaft, der sich Trossachs Woollen Mill nennt. Es handelt sich dabei um einen trostlosen Parkplatz und Toiletten mit angeschlossenem Souvenirshop. Wir sollen hier die Berge bewundern, was wir auch ausgiebig 25 Minuten lang tun. Zwei Hochlandrinder, ein Dudelsackspieler (der will für jedes Foto Geld haben, da nehme ich eben das lange Tele und er merkt nicht, dass ich ihn knipse) und viele andere Touris sind auch hier. Bei Sonne wäre es vielleicht schön gewesen, wer weiß. Aber auch bei diesem Wetter hat die Landschaft schon viel schönes, das bringen die Bilder leider so nicht rüber. Die Gegend sieht genau so aus, wie man sich die Highlands vorstellt und wie man sie aus Filmen kennt.

Die rasante Fahrt geht nun weiter durch die Berge, vorbei an Loch Venachar, Loch Achray geht es über wilde Serpentinen nach Aberfoyle. James, unser Fahrer hat den Personenbeförderungsschein wohl noch nicht lange, er fuhr vorher mit Sicherheit Kohlen oder Obst oder so etwas in der Art, Menschen aber bestimmt nicht. Sowohl Bremse als auch Gas kennen nur zwei Zustände. Vor der Kurve wird hart geankert, kaum kann er um die Kurve sehen, dass nichts kommt, latscht er wieder voll auf den Pinsel drauf bis zur nächsten Biege, wo das Spiel von vorn beginnt. Zum Glück sind die Sitze so eng, dass ich von selbst gut eingekeilt bin.

In Aberfoyle, was an sich ein hübsches kleines Städtchen mitten in den Bergen ist parken wir, ihr ahnt es sicher schon, vor dem nächsten Souvenirshop. Der hat allerdings das gleiche Portfolio wie der vorhergehende, geschenkt also. So laufen wir ein bisschen durch den Ort und kaufen beim örtlichen Fleischer eine Kleinigkeit zu essen. Wir stellen uns dazu in ein winziges Buswartehäuschen und beginnen zu essen, zeitgleich kommen zwei Holländer älteren Baujahrs und fangen direkt neben uns das Rauchen an. Dabei hebt er zu einem solchen Husten an, dass mich die Befürchtung umtreibt, er könnte gleich eine fette Rachenauster von der Größe eines Kuchentellers hervorbringen. Aber es geht zum Glück alles gut. Nach dieser kleinen Pause geht die wilde Fahrt weiter, nun aber ohne weiteren Kiosk zurück nach Queensferry. Dort ausgestiegen, laufen wir vom Anleger zurück in der Ort und finden ein sehr nettes Lokal, wo wir recht gut zu Mittag essen. Dabei genießen wir den Blick auf eine der drei Brücken über den Firth of Forth.

Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt haben, lassen wir uns zurück zum Schiff bringen. Normalerweise werden nur schiffseigene Tenderboote benutzt, heute allerdings pendeln auch zwei recht große Ausflugsboote als Tender, um möglichst schnell viele Leute übersetzen zu können. Und nun kommt das Problem. Unser Schiff ist im Grunde überhaupt nicht für Tenderoperation gebaut. Es gibt nur ein Sidegate, und gleich nachdem man durch dieses an Bord kommt, steht unmittelbar dahinter genau eine einzige Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Das bedeutet, die Leute stehen draußen auf dem Anleger vor dem Sidegate im Regen (das Ausflugsboot kann geschätzt 300 Leute aufnehmen) im Regen bzw. kommen sie erst gar nicht vom Tenderboot runter, bis eben alle 300 durch die eine Schleuse durch sind. Das ist unfassbarer Schwachsinn. Bei TUI ist nach dem Sidegate ein großer Raum, wo die Leute ähnlich wie am Flughafen in einer Schlange im Zickzack zu den fünf Sicherheitsschleusen geführt werden. Da muss keiner im Regen stehen und durch die fünf Schleusen geht es ruck zuck. Das ist schlicht ein konstruktiver Mangel, das können andere deutlich besser.

Bis zum Abendessen ruhen wir noch ein bisschen auf unserem Balkon bzw. in der Kabine.

Unter dem Strich kann man sagen, dass die gebuchte Tour ein Reinfall und kein Vergleich zu unserem gestrigen Ausflug war. 

Abends gehen wir wieder ins Buffetrestaurant, werden aber heute ein bisschen enttäuscht. Aus uns nicht ersichtlichen Gründen ist die Hälfte der Stationen geschlossen, dadurch bilden sich an den restlichen teilweise recht ordentliche Schlangen. Die Dame im Getränkestand ist heute auch völlig überfordert. Aber wir haben ja Zeit und müssen das Lokal weder durstig noch hungrig verlassen, also ist alles in Ordnung. Aber so einfach die Hälfte der Futterstationen zu schließen, ist schon ein dickes Brett.

Nachdem wir uns gestärkt haben, versetzen wir in die Bar mit Zapfhahn. Heute ist auch ein Philippino am Tresen, der ein gescheites Bier zapfen kann und auch sonst auf Draht ist. Wir lauschen dem Duo an den beiden Flügeln und haben unseren Spaß mit/über die anderen Gäste. Teilweise ist es schon originell, wie sich die Holländer rausputzen für ihren Königstag. Wir kennen nun auch den Hintergrund: der "Koningsdag" wird gefeiert, weil König Willem-Alexander am 27.04. Geburtstag hat. Wieder was gelernt. Wir reiben uns ein paar Getränke durch die Backe uns verschwinden auf die Kabine, bevor die Holländer völlig aufdrehen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Hatschis (Freitag, 28 April 2023 06:58)

    Eure Berichterstattung wurde herbeigesehnt. Danke für diese Ausführlichkeit. Auch wenn der Ausflug für euch ein Wort mit x war, für uns wars wieder sehr amüsant. Übrigens die Fotos top und eine tolle Brückenarchitektur haben sie in Schottland aus. Schöne Zeit noch