Das Schloßhotel thront ja ein wenig über der Stadt Geisa. So ist unser Zimmer in etwa auf der Höhe des Glockenturmes gleich gegenüber. Die Glocke läutet die ganze Nacht hindurch und final lässt der Pope um sieben ein ganz großes Glockenspiel ungefragt auf die Menschen los.
Das Frühstück ist soweit in Ordnung, für jeden was dabei und das bei strahlendem Sonnenschein und einem herrlichen Ausblick. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg, nicht ohne im REWE ein wenig Proviant für den Tag zu holen. Auf dem Weg dorthin müssen wir hier sozusagen durch die Altstadt fahren, wo die einzige durchführende Straße gesperrt ist. Dort wird aber nur ein handtuchgroßes Stück Fußweg neu gepflastert, und deswegen sind wir gestern zum Sonntagabend mit Schwung durchgefahren, zumal die Umleitung praktisch nicht ausgeschildert ist. So auch heute am Montagmorgen, aber die Baustelle ist dahingehend bewohnt, dass der Steinsetzer mit einer Frau Smalltalk führt. Kaum sind wir in Reichweite, springt er auf die Straße und fängt an, uns zu belehren, sogar die Olle kommt und krakeelt herum. Ein Riesenbohei um nichts, in der Zeit hätte er den halben Fußweg pflastern können. Der einheimische PKW, der unmittelbar hinter uns die Baustelle ebenso verbotenerweise passiert, wird freundlich von den beiden Eierköppen gegrüßt. Sollen sie sich doch gehackt legen die Dorfjacken.
Zuerst steuern wir Noahs Segel an. In der Beschreibung steht, dass es von der Gemeinde Oberweid erbaut wurde und eben zu Oberweid gehört. Also ins Navi „Oberweid“ eingegeben. In Oberweid allerdings weit und breit kein Wegweiser oder ähnliches. Ureinwohner teilen uns auf Nachfrage sehr freundlich mit, dass man nur über einen 10 km langen Umweg zum Segel kommt. Wir könnten aber auch durch den Wald fahren, sie würden das auch immer so machen. Da sind es nur zwei Kilometer, auch gut. Der Parkplatz kostet hier nur einen Euro, und nachdem man die 84 Stufen erklommen hat, kann man sich an einem einen fantastischen Rundblick erfreuen. Leider ist es heute in der Ferne ein wenig dunstig, aber es ist trotzdem beeindruckend. Die auf dem Gelände befindliche und als Attraktion gepriesene Sommerrodelbahn ist ungefähr 25 m lang. Wir verzichten, das ist uns zu riskant, außerdem ist sowieso alles geschlossen.
Weiter geht es ins Dreiländereck zwischen Frankenheim und Birx, auch dort hat man einen alten Beobachtungsturm und Reste der Grenzbefestigung erhalten.
Als wir genug von unserer jüngeren Geschichte haben, machen wir uns auf den Weg zur Hohen Geba. Unterwegs muss getankt werden, in Kaltensundheim soll es eine Tankstelle geben. Am Ortseingang steht ein Schild, was auf die Tanke hinweist, man solle dem Wegweiser Richtung Fulda folgen. An beiden großen Kreuzungen gibt es Wegweiser bis nach Timbuktu, aber natürlich keinen einzigen nach Fulda. Umständlich finden wir sie trotzdem, aber was soll denn das.
Die Hohe Geba ist mit 750 m die höchste Erhebung der vorderen Rhön. Zwar führt die Straße bis auf den Gipfel, aber lassen wir das Auto in Träbes stehen und machen uns an den steilen Anstieg. Und obwohl die Berge hier auf den ersten Blick recht sanft wirken, hat es der Anstieg in sich und wir kommen ordentlich ins schwitzen. Der Blick auf die Website versprach uns allerhand, was man auf dem Gipfel alles erleben könne. Von vielen Events ist die Rede, einem Rundumblick, einer Gaststätte, einem kleinen Museum und noch einiges anderes mehr. Als wir aber oben ankommen, macht sich Ernüchterung breit. Alles leer, geschlossen, verfallen. Der Rundumblick war einmal, die Bäume wachsen eben in die Höhe. So kann das aber nichts werden mit der vollmundigen Ankündigung: "Seit 1995 wird die Geba vom ehemaligen Militärgelände zu einem touristischen Potential in der thüringischen Rhön aufgebaut.“ Hier ist alles tot, obwohl die Website für heute den geöffneten Gastrobetrieb verspricht. Naja, dann eben nicht. Wir laufen zurück nach Träbes, wo wir in der Bauernstube mit frisch gebackenem Kuchen, Kaffee und Kaltgetränken verwöhnt werden. Das Ganze serviert von einem älteren Herrn, Kellner von der alten, feinen Schule. Sie haben auch Zimmer, die Gaststätte durchgängig warme Küche zu moderaten Preisen. Es geht also, wenn man nur will. Im Übrigen plaudert er ein wenig über die Hohe Geba, wo wie so oft persönliche Befindlichkeiten und kleinstaatlich denkende Regionalfürsten auf der einen und ein geiziger und unfähiger Wirt auf der anderen Seite offenbar eine vernünftige touristische Entwicklung des Berges nachhaltig verhindern.
Als nächstes Ziel haben wir den Gangolfsberg ins Auge gefasst, dort kann man ein großes Feld mit Basaltsäulen besichtigen. Auf dem Weg dorthin rauschen wir an einer Bergwirtschaft mit Namen Rother Kuppe vorbei, und als wir die im Rückspiegel sehen, drehen wir spontan um und statten dem Berg einen Besuch ab, weil die Lage so genial ist. Der Aussichtsturm gehört zur Gastwirtschaft, aber wir dürfen gratis hoch, legen aber eine Spende in die Dose. Beide Wirtsleute sind sehr freundlich, die Wirtschaft macht einen sehr guten Eindruck. Auch hier geht es trotz Personalmangel offenbar sehr gut.
Schlussendlich gehen wir noch zu den Basaltsäulen, die wirklich beeindruckend sind. Daran erkennt man sehr gut den vulkanischen Ursprung der Rhön.
Inzwischen ist es schon fast 18 Uhr und wir machen uns auf dem Weg ins Hotel. Kurz in die Maske und dann brechen wir nach Tann auf, um die einzige Kneipe im Umkreis von 35 Kilometern zu finden, die am Montag keinen Ruhetag hat und wo man abends was zu essen bekommt. Das ist wirklich total bescheuert, dass alle Wirte am Montag Ruhetag haben. Man fühlt sich in die DDR der späten 80er zurück versetzt. Wir essen hastig beim Italiener, denn es zieht ein hübscher Wolkenbruch auf, der uns aber erst erwischt, als wir schon im Auto sitzen. Dumm an der Sache ist nur, dass wir im Hotel das Badezimmerfenster offen gelassen haben. Im Resultat kann man nun ohne weiteres im Bad die Schwimmstufe 1 incl. Kopfsprung ins tiefe Wasser absolvieren. Junge, Junge, was für eine Sauerei, da haben wir aber sauber auf Kies gefurzt. Mit allerlei Handtüchern und Klopapier wird das schlimmste Elend beseitigt. Ist ja alles gefliest...
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Die Hatschis (Montag, 14 August 2023 22:05)
Bei deinem Bericht fühlt man sich gastronomisch wirklich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Aber landschaftlich eine sehr schöne Region. Ihr kleinen Schussel , könnt doch nicht das Fenster auflassen bei der Wetterlage. Morgen schön zumachen.
Rita (Dienstag, 15 August 2023 15:35)
Nachdem ich die Hohe Geba gestern in unsere Womoziele aufgenommen habe, werde ich das wieder streichen. Danke für den Hinweis. Ich habe mir gestern auf Grund eurer Berichte mal die Gegend auf der Karte angeschaut und einiges markiert.
Carsten (Dienstag, 15 August 2023 15:35)
Da hattet Ihr ja wieder einen erlebnisreichen Tag. Nun ist auch klar, warum es in Eurem Ort keine Schänke mehr gibt. Dort bekämen nur die Einheimischen was zu Trinken und zu Essen. Die Fremden bekamen nur eine Belehrung warum es für sie heute nichts gibt.....