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Tag 4 -Caen/Frankreich

Die Website https://www.planet-wissen.de/ weiß zu berichten: "Trutzig wie eine Ritterburg erhebt sich der 157 Meter hohe Mont St. Michel über den weiten Ebenen im Nordosten der Bretagne. Einst war der im 8. Jahrhundert erstmals bebaute Granitfelsen komplett vom Meer umspült. Die Legende berichtet, dass der Bau einer Kapelle auf dem Mont St. Michel dem hartnäckigen Einsatz des Erzengels Michael zu verdanken sei: Dieser erscheint im Jahre 708 dem Bischof Aubert von Avranches im Traum und verlangt, dass ihm zu Ehren eine Kapelle auf dem der Küste vorgelagerten Granitfelsen errichtet werden soll. Doch Aubert zögert, glaubt er doch eher an einen Albtraum, verursacht durch ein allzu üppiges Abendmahl.

 

Die folgenden beiden Nächte erscheint ihm der Erzengel abermals und gibt seinem Verlangen ein wenig Nachdruck. Dies sei nicht ganz ohne Gewaltanwendung abgelaufen, so die Legende. Erst durch mehrere sanfte Kopfstöße lässt sich der träge Bischof dazu ermuntern, tatsächlich eine Kapelle auf dem zu dieser Zeit sieben Kilometer vor der Küste liegenden Felsen zu errichten. Der Grundstein für eines der bedeutendsten Bauwerke der Welt ist somit gelegt."

 

Unsere Nachtruhe wird wie vorhergesagt gegen 4 Uhr unterbrochen, da wir auf dem Weg nach Caen die Schleuse von Ouistreham passieren müssen. Nachdem wir den Canal de Caen à la Mer passiert haben, machen wir in Caen in einem recht unansehnlichen Hafenbecken fest, hier kommen sonst keine Kreuzfahrtschiffe her und selbst für Hapag Lloyd ist es ein Premierenanlauf.

Nach dem umfangreichen und leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg, denn unser Ausflugsbus steht an der Pier bereit. Ursprünglich standen wir ja auf der Warteliste, aber nun hat es mit unserer Fahrt zum Mont Saint Michel geklappt. Die fahrt dorthin dauert etwa 90 Minuten, die Reiseleiterin ist eine ältere Dame, stammt aus Deutschland und lebt seit über 50 Jahren in Frankreich. Im Grunde recht nett, aber sie hatte heute eindeutig zu viel Sprechfutter im Näpfchen. Und so können 90 Minuten sehr lang werden, wenn man sich der Berieselung nicht entziehen kann. Sie ist auch sehr breit aufgestellt und kommt vom Autobahnbau in Frankreich in einem Satz ohne Komma und Luftholen zum Erzengel Michael. Naja, wir kommen gut in der Nähe des Mont an, die Gegend hat man im Vergleich zu unserem letzten Besuch 2008 total umgestaltet. Es gibt in der Nähe des kleinen Ortes davor viele Parkplätze mit Infrastruktur. Dann kann man von hier aus über eine neue, sehr zierlich gebaute Brücke etwa 2,5 km laufen oder den kostenlosen Shuttlebus nehmen. Der ursprüngliche Damm wurde abgerissen, um zu ermöglichen, dass der Mont irgendwann bei Flut wieder komplett im Wasser steht. Durch den Damm ist dort die Gezeitenströmung fast zum Erliegen gekommen und so haben sich sehr viele Sedimente abgelagert und man kam auch bei Flut jederzeit trockenen Fußes zum Berg. Unsere Reisegruppe fährt mit dem Shuttle, an dem eine lange Schlange steht. Unterwegs kommt die Schlange an einem Schild vorbei, auf dem steht, dass es ab hier noch 10 Minuten dauert. Wir brauchen 30, aber hey, im Weltmaßstab ist beides weniger als ein Wimpernschlag. Als wir diesen Transfer hinter uns haben, ist klar, dass wir besser gleich  gelaufen wären und um weiterem Ungemach zu entgehen, melden wir uns offiziell von der Gruppe ab. Die Eintrittskarten für die Abtei hatten wir ja schon bekommen. Die letzten Meter über die Brücke sind sehr beeindruckend, wenn man auf diesen Berg zu läuft. 157 m hoch ragt diese Abtei über den Meeresspiegel und  wirkt irgendwie unwirklich, gleichzeitig etwas geheimnisvoll und trutzig. Man muss das selbst erlebt haben.

Und so stürzen wir uns nun ins Getümmel, nachdem wir die insgesamt drei Eingangstore passiert haben. Inzwischen ist es schon Mittag und entsprechend viel los. Bei unserem letzten Besuch waren wir um die Zeit schon wieder auf dem Rückweg. Aber schön ist es trotzdem, das kleine Dorf, was sich unten um den Berg innerhalb der Festungsmauern schmiegt, ist schon recht romantisch (wenn man sich die vielen Leute wegdenkt). Schließlich erklimmen wir die Treppen zur Abtei, in der Abteikirche findet tatsächlich gerade die heilige Messe statt, denn inzwischen gibt es hier wieder einige Benediktiner, die hier mit voller Hingabe ihrem Glauben frönen. Eine fette Negerkuh (sorry, in dem Fall kann ich nicht anders als so rassistisch) mit Riesent***en und 80er Kesselnieten, umhüllt von einem Kleid mit spärlichem Materialeinsatz posiert mitten in der Abteikirche bei laufender Messe für ihren Partner/Mann/Freund/wasweissich vor der Handykamera. Es ist so übel, man möchte vor Fremdscham im granitenen Felsuntergrund versinken. Wir schauen hier und schauen da, der Kreuzgang ist ein Schmuckstück für sich und auch die gesamte restliche Anlage ist äußerst beeindruckend. Wenn man sich vor Augen führt, wann mit dem Bau begonnen wurde, was es damals für Hilfsmittel gab, dann ist die Leistung der Mönche und Bauleute umso erstaunlicher. Immerhin wurde ja am Anfang die Spitze des Granitfelsens abgetragen und in der dadurch entstandenen Mulde der Bau der Kapelle begonnen. Im Laufe der Zeit brannte alles immer mal wieder ab, und jedes Mal wurde wieder aufgebaut, immer ein bisschen stabiler und immer etwas mehr drumherum. So entstand schließlich dieses gewaltige Ensemble, was auch von außen betrachtet sehr eindrucksvoll auf den Betrachter wirkt. Auf jeden Fall ist dieser Ort eine Reise wert, auch unser zweiter Besuch war sehr eindrücklich.

Den Rückweg absolvieren wir zu Fuß, wir trinken noch einen Kaffee und essen eine Kleinigkeit, bevor uns der Bus zurück nach Caen zum Schiff bringt. Und es spricht sofort wieder. Kleine Anekdote gefällig? Sinngemäß etwa so: die Franzosen sind sehr vom deutschen Maschinenbau beeindruckt. Deshalb kaufen sie sehr gern deutsche Waschmaschinen, Kaffeemaschinen und Bohrmaschinen. Na klar.

Zur Entschädigung bekommen wir auf der Pier vom örtlichen Tourismusbeauftragten jeder ein Gläschen Cidre, der ja hier in der Region erzeugt wird. Das lindert den Ohrenschmerz ein wenig. Drinnen im Schiff gibt es von der Kreuzfahrtdirektorin persönlich ein Erfrischungsgetränk und ein kleines heißes Handtuch zum Hände und Gesicht abreiben. Schön.

Heute sind wir etwas eher im Lido und können uns so einen schönen Tisch im Außenbereich aussuchen. Essen ist wie immer Klasse, heute gibt es Rehrücken und das Fleisch ist wirklich sensationell, und das sage ich der ich kein Freund von Wild und Rind bin. Aber das hier ist dermaßen zart und lecker, dass es eine große Freude ist, es zu verspachteln. Heute komme ich auch nicht schon satt zum Essen und so macht das Schlemmen wirklich großen Spaß. Abgerundet wird das Ganze mit einer herrlichen Käseauswahl und dem obligatorischen Gläschen Portwein dazu. Zweckmäßigerweise stehen als letztes am Ausgang die kleinen Pralinen und rufen ganz laut, gleich den Broten bei Frau Holle: „nimm mich mit, nimm mich mit“.

Als wir nach dem Essen zurück zur Kabine kommen, steckt eine Einladung der Kreuzfahrtdirektorin an der Tür, sie lädt uns für morgen zum Abendessen an ihren Tisch ein. Da sind wir etwas in der Zwickmühle, zum einen essen wir lieber im Lido am Bufett, ich mag solche großen Runden mit 10 Leuten an einem runden Tisch gar nicht und würde mich wahrscheinlich spätestens beim zweiten Gang mit brauner Soße bekleckern, zum andern ist der Krupphusten meiner Frau nach wie vor dergestalt beängstigend, dass man glauben könnte, sie packt gleich einen Lungenflügel auf den Tisch. Also gehen wir in ihr Office (sie ist tatsächlich noch da und bei der Arbeit, ob die auch mal schläft?) und bedanken uns ganz herzlich (sie muss uns ja nicht ausgerechnet auswählen, aber sie spricht uns auch immer persönlich an, wenn wir sie treffen) und entschuldigen uns in aller Form für unsere Absage. Dennoch fühlen wir uns ein wenig gebauchpinselt, dass wir zu dem Kreis gehören. Wie gesagt, man fühlt sich wohl hier.

Zum Tagesausklang sieht man uns in die Observation-Lounge schleichen, wo man es sich bei dezenter Klaviermusik recht gut gemütlich machen kann.

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Kommentare: 4
  • #1

    Susanne (Mittwoch, 04 Oktober 2023 21:50)

    Der Michel ist echt beeindruckend.

  • #2

    Die Hatschis (Donnerstag, 05 Oktober 2023 11:54)

    Euer Eselchen hat ja eine Metamorphose hingelegt, meine Güte. Gute Besserung für Dorit.

  • #3

    Die Hatschis (Donnerstag, 05 Oktober 2023 21:33)

    Die zweite. Was für ein beeindruckendes Bauwerk. Da steht man sicher ehrfurchtsvoll davor. Wie immer super schöne Fotos und guter Bericht. Weiter so.

  • #4

    Simmi (Freitag, 06 Oktober 2023 18:15)

    Genau...hab mich soeben über den "Gestreiften" gewundert. War das der Aufmerksamkeitstest?
    Einfach Klasse die Fotos Architektur in diversen Varianten. LG