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Tag 7 - Rotterdam/Niederlande

 

Noch vor Sonnenaufgang machen wir am Cruise Terminal in Rotterdam fest. Der Kapitän gibt sich tatsächlich viel Mühe, diesen Prozess mit so wenig Bugstrahlruder wie irgend möglich zu erledigen und so ist es kaum störend.

Es sind schon jetzt 17°C und so können wir ganz entspannt im Außenbereich frühstücken. So ein Tag kann nur gut werden, wenn man ihn mit einem Gläschen Schampus beginnt. Im Terminal erwartet uns ein sehr freundlicher Herr von der örtlichen Tourismusbehörde, wir bekommen einen Stadtplan und er zeigt uns, wo die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Ein sehr guter Service, den wir bisher fast überall hatten. Anschließend machen wir uns auf den Weg in Richtung Stadtzentrum. Dazu müssen wir die Neue Maas auf der Erasmusbrücke überqueren. Ein beeindruckendes Bauwerk, diese Schrägseilbrücke haben die Niederländer in nur zwei Jahren (1994-1996) gebaut, sie ist insgesamt 802 m lang und an dem asymmetrischen 139 m hohen Pylon sind 40 Stahlseile befestigt, die die 402 m lange Brücke tragen.

In der Altstadt angekommen, lenken wir unsere Schritte in Richtung der Kubushäuser und der Markthalle aus dem Jahr 2004. Beides sind architektonisch sehr spannende Bauwerke. Die Markthalle ist nicht mit z.B. der in Palma vergleichbar, in Inneren gibt es fast nur Fressbuden. Der eigentliche Markt findet heute direkt davor statt, wir lassen es uns nicht nehmen, einmal darüber zu schlendern. Danach streben wir dem Bahnhof zu, auch der sieht spannend aus. 1940 haben wir ja die gesamte Innenstadt in Schutt und Asche gelegt, daher ist hier fast alles nach dem Krieg neu aufgebaut worden. Und immer wieder faszinieren uns die Ergebnisse der niederländischen Architekten. Klar, die Hochhäuser sind auch nur aus Stahl und Glas, und dennoch sehen sie um so vieles besser aus, als die immer gleich langweiligen Quader, die bei uns in die Landschaft gerotzt werden. Seht es selbst auf den Bildern.

Den Bahnhof schauen wir uns nur von außen an, denn gerade als wir dort stehen, kommt eine historische Straßenbahn, in die wir direkt einsteigen. Immer am Wochenende betreibt nämlich das hiesige Straßenbahnmuseum eine Rundlinie, die man im Hopp-on-Hopp-off-Prinzip nutzen kann. Warum bekommen das die Dresdner Jackenfutter vom Museum nicht hin? Die tun so, als könnten sie die Lepra heilen, nur weil sie viermal im Jahr ihre Bahnen für die Öffentlichkeit aus der Remise holen.

Wir fahren bis zum Delfter Hafen, ein schönes altes Viertel aus der Zeit, als hier noch ein Hafen in Betrieb war. Es sieht alles ein wenig wie in Amsterdam aus. Wir essen und trinken etwas und nehmen dann die nächste historische Bahn, um wieder zurück ins Zentrum zu kommen. Hier ist es inzwischen sehr wuselig, es ist ja Samstag. Unendlich viele verschiedene Läden, wo man seinem Konsumrausch keinerlei Grenzen setzen muss. Wir schauen mal hier, mal da rein, da uns aber nichts fehlt, ist mit uns heute kein Geschäft zu machen. Also nehmen wir kurzerhand wieder die nächste alte Bahn und lassen uns nun auch noch den östlichen Teil der Stadt zeigen. Zurück am Fuß der Erasmusbrücke genehmigen wir uns mit Blick auf unser Schiff am anderen Flussufer noch einen Kaffee, bevor wir wieder über die Brücke schlendern und pünktlich zum Auslaufen wieder an Bord sind. Wir verlassen gerade das Lokal, da ruft jemand über die Straße laut unsere Namen. Das nimmt uns Wunder, aber es ist Sananda (einer der Köche von unserer Schottland-Reise), der gerade ein paar freie Stunden an Land hat und sich sehr freut, uns zu treffen. An der Sicherheitskontrolle noch an Land durch die niederländischen Behörden wieder ein älterer Herr, der sich sehr nett erkundigt, ob ich viele Fotos gemacht habe und ob es uns gefallen hat. Auch hier erleben wir eine große und herzliche Gastfreundschaft, wie schon an allen anderen Häfen auch. Da hinken wir Deutschen wohl ein bisschen hinterher, so wie inzwischen an vielen anderen Stellen auch. Zum Beispiel sehen wir überall sehr viele Defibrilatoren in öffentlichen Bereichen, das ist mir zu Hause so noch nicht aufgefallen.

Wir laufen pünktlich 17 Uhr aus und können noch ziemlich lange den Blick auf Rotterdam genießen, anschließend fahren wir durch die ausgedehnten Hafenanlagen. Vor dem Abendessen gibt es noch eine Präsentation der Fotografin, die ihre Bilder der Reise vorstellt. Per se gibt es ja keine guten oder schlechten Bilder, aber die hier gezeigten wissen zu gefallen. Kein Unterschied zu dem schläfrigen Typen von der letzten Reise.

Heute gibt es zum Abendessen gibt es unter anderem Rinderfilet und obwohl ich eigentlich nicht so auf Muh-Fleisch stehe: das hier mundet mir ganz ausgezeichnet, denn es ist traumhaft zart und schmeckt zudem auch lecker.

Auch unser Goran ist wieder sehr aufmerksam. Kaum bemerkt er, dass wir uns von dem Filet geben lassen, legt er, noch bevor wir wieder am Tisch sind, scharfe Messer an unseren Platz (obwohl man die für das zarte Fleisch nun wirklich nicht gebraucht hätte). Auch mein Spezialmix beim Eis bekomme ich von Joel, der einen anderen Kellner direkt wegschickt, als der mir Eis geben will. Die Leute hier wissen, wie man es den Gästen angenehm machen kann. Gerüchtehalber soll morgen für meine Frau wieder ein Topf Milchreis gekocht werden. Immer diese Extrawürste!

Nach dem Essen genehmigen wir uns noch einen schnellen Drink in der Observation-Lounge, denn 21.30 Uhr ist ein Kapitäns – Farewell – Cocktail angesetzt, und wir wollen doch Kapitän Ulf Sodemann nicht versetzen. Zudem singt der Shanty Crew Chor, und das sollte man sich nicht entgehen lassen. Außerdem haben wir Lose gekauft, denn bei einer Tombola wird die Seekarte dieser Reise verlost. Der Erlös kommt zum großen Teil der Crew zugute, der Rest geht an die TUI-Foundation, die den Erlös verdoppelt und an die Erdbebenopfer in Marokko spendet.

Die See ist, seit dem wir Rotterdam verlassen haben, ein wenig ruppig geworden und wir werden daran erinnert, dass wir uns auf einem Wasserfahrzeug befinden. Schiffsbewegungen in drei Achsen muss man mögen ;-) 

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Hatschis (Samstag, 07 Oktober 2023 22:11)

    Coole Stadt, was für Architekten. Da staunt man nicht schlecht, was da so geht. Tolle Fotos, toller Blog, ich weis ich wiederhole mich da. Kommt gut durch die bewegte See.

  • #2

    Carsten (Sonntag, 08 Oktober 2023 00:50)

    Wie werdet Ihr zu Hause wieder zurecht kommen ?¿?
    Hoffentlich geht es Dorit wieder besser und der Seegang belastet Euch nicht so sehr.
    Wie immer sehr schöne Fotos und informativer und kurzweiliger Text. Vielen Dank.