Der ehemalige Handball-Bundestrainer Heiner Brand kann uns nicht mehr leiden. Er sitzt abends immer mit seiner Frau in der Observation-Lounge und lauscht andächtig, wenn der Pianist dort die Leute zur beiläufigen Unterhaltung berieselt, wie man es aus einer Bar kennt. Wir sitzen dort und führen meist eine angeregte Unterhaltung mit Heike und Klaus. Schließlich sind wir ja hier in einer Bar und nicht in einem Konzertsaal. Die Familie Brand fühlt sich aber dadurch sehr gestört, und setzt sich demonstrativ mehrere Tische weiter weg und er wirft uns anschließend sehr böse und blitzende Blicke unter seinen buschigen Augenbrauen hervor zu.
Nach einer etwas unruhigen Nacht haben wir heute vormittag noch einen halben Seetag. Das Wetter ist etwas kühler, aber die Sonne scheint. Wir beginnen schon ein bisschen mit packen und besuchen noch einen Vortrag über die Insel Helgoland.
Mittags bekommt Dorit endlich ihren Milchreis, aber alles andere ist auch fein. Im Grunde habe ich gar keinen Hunger, haben wir doch bis kurz nach 9 Uhr gefrühstückt.
Wir erreichen Helgoland pünktlich und gehen auf der Südreede vor Anker und schon kurze Zeit später besteigen wir das erste Tenderboot. An Land angekommen, machen wir uns zusammen mit Heike und Klaus auf den Weg Richtung Oberland, wir wollen mal sehen, was an Vögeln noch zu beobachten ist. Schon auf dem Weg ins Oberland kommen wir am Friedhof vorbei, wo es von kleinen Singvögeln nur so wimmelt. Gleich nachdem wir die Häuser hinter uns gelassen haben, sehen wir eine Sumpfohreule. Wir laufen Richtung Lange Anna, aber der Lummenfelsen ist komplett leer, auch keine Basstölpel sind mehr da. Wir sind wohl ein paar Wochen zu spät hier, immerhin haben wir ja schon fast Mitte Oktober. Trotzdem macht die kleine Runde Spaß, zu sehen gibt es ziemlich viele Singvögel. Aber die erhofften Hauptmotive waren eben schon weg, entsprechend fällt die Foto-Ausbeute heute etwas geringer aus.
Schließlich kommen wir wieder am Aufzug an, lassen uns zum Unterland bringen wo wir uns auf die Suche nach einem Kaffee und ein Stück Kuchen machen. Das stellt sich auch hier als nicht ganz einfach heraus, aber wir werden fündig. Zum Schluss noch ein paar Fotos von den hübschen bunten Hummerbuden, und dann machen wir uns auf den Weg zum Tenderboot. Kurz nach uns kommt der Kapitän, den wir auch auf Helgoland haben bummeln sehen, an Bord. Auf dem kürzesten Weg begibt er sich zum Fahrstand des Tenderbootes, sehr zum Erstaunen des kleinen Phillipinos, dessen Job das eigentlich ist. Offenbar möchte der Käptn auch mal ein kleines Schiffchen bewegen und er macht seine Sache auch sehr ordentlich.
Wir richten uns gerade häuslich auf der Kabine ein, da gibt es eine Durchsage vom Kapitän. Da wir noch recht viel Zeit bis Hamburg haben, will er mit uns die Insel noch einmal komplett umrunden und außerdem hat er mal kurz mit dem Vormann vom Seenotrettungskreuzer "Hermann Marwede“ gesprochen und weil gerade in der näheren Umgebung kein Schiff brennt oder auf sonstige Weise in Seenot ist, führen uns die Jungs zu unserer Unterhaltung ihre Feuerlöschanlage vor. Diese befördert 45 t Wasser pro Minute durch die Rohre. Die „Hermann Marwede“ gilt als der größte Seenotkreuzer der Welt und liegt auf der Seenotrettungsstation Deutsche Bucht/Helgoland. Das nenne ich mal ein hübsches Animationsprogramm, zumal 18 Uhr am Pooldeck Sail-Away-Cocktails gereicht werden. Rum mit Ginger Ale ist eine brauchbare Kombination.
Zu Abend essen wir ein letztes Mal im Lido und ich haue mir den Ranzen trotz vieler kleiner Portionen dermaßen voll, dass mich zur Strafe die Kurzatmigkeit ereilt. Man ist aber immer wieder versucht, möglichst von allen den vielen leckeren Gerichten zu probieren.
Wir verabschieden uns heute schon von unserem Stammpersonal, am Abreisetag ist es zum Frühstück erfahrungsgemäß immer sehr hektisch und voll. Diesen sehr persönlichen Kontakt haben wir hier wirklich zu schätzen gelernt und unter anderem genau das macht den Unterschied zu anderen Reedereien aus. Natürlich kann man solch einen Kontakt auf einem Schiff mit 2500 Leuten nicht so intensiv knüpfen, wobei uns das hin und wieder auch an der TUI-Bar gelungen ist. Und logischerweise spiegelt sich das auch irgendwo im Preis nieder, wobei letztens unsere Reise mit Aida auch kein Schnäppchen war und die Differenz im Preis kleiner war als die Differenz im Service und im Niveau ganz allgemein. Aber da spielen natürlich auch immer der persönliche Geschmack und Anspruch und nicht zuletzt die gefahrene Route mit hinein, denn man macht solch eine Reise ja nicht nur wegen dem guten Essens.
Den letzten Abend verbringen wir wieder in der Observation Lounge, ein bisschen wehmütig, aber ein wenig freuen wir uns auch wieder auf Zuhause.
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Die Görners (Sonntag, 08 Oktober 2023 22:36)
Die Berichte waren wieder lustig und informativ und die Fotos perfekt. Genießt das Frühstück morgen nochmal und dann eine hoffentlich entspannte Heimreise.
Die Hatschis (Montag, 09 Oktober 2023 06:54)
Dem können wir uns nur anschließen. Eine tolle Berichterstattung. Ein letztes Genieserfrühstück und dann eine gute Heimreise. Bis bald.